Der Herdentrieb führt zu Öl und Mehl

Kaum hatten Kriegshandlungen in der Ukraine begonnen, titelte das Handelsblatt: Sonnenblumenöl und Weizenmehl könnten bald knapp werden. Auch andere Zeitungen vermeldeten, dass es bald Versorgungsengpässe geben könnte. Ein Run – vorrangig auf diese beiden Produkte – setzte ein. Selbst wenn Sonnenblumenöl und Weizenmehl tatsächlich knapp werden, rational betrachtet könnte man sich sagen: Dann nehme ich eben Rapsöl und Dinkelmehl. Alternativen sind auch eine Frage der Offenheit neuen Dingen gegenüber.

Doch so einfach ist das nicht. Der Konstanzer Emotionsforscher David Schubring sagt: „Wenn ich nicht weiß, ob es schlimm ist, verhalte ich mich lieber so, als ob es schlimm ist.“ Die Menschen, die zu horten anfangen, sind von einer diffusen Angst gesteuert. Wird suggeriert, es gebe von etwas nur noch geringe Mengen oder womöglich lange Zeit gar nicht mehr, führt das zu einer Intensivierung unseres Interesses an der Sache und wir bemühen und verstärkt, es zu bekommen. Das menschliche Gehirn „tickt“ so, dass es uns vor Verlusten zu schützen versucht.

Die vermeintliche Verknappung erweckt das dringende Bedürfnis, noch schnell das Produkt zu kaufen oder mehr davon zu horten. Zu Beginn von Corona waren es hauptsächlich Nudeln und Toilettenpapier, jetzt Sonnenblumenöl und Weizenmehl.