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Lichtkonzept: Auch Schweine mögen Mittagspausen

Eine tierart- und haltungsabschnittspezifische Beleuchtung sorgt dafür, dass die Schweine ihre Umgebung gut erkennen, Futter und Wasser gut finden und wenig Stress haben.

Die Beleuchtung im Stall muss nicht nur robust sein, Reinigung und Desinfektion standhalten. Sie soll auch Energie sparen, dem Tierbetreuer und der Tierbetreuerin ein gutes Arbeiten bei/mit den Tieren ermöglichen und nicht zuletzt den Bedürfnissen der Tiere entsprechen. Das Licht im Stall, egal ob natürliches oder künstliches Licht, steuert nämlich den Biorhythmus der Tiere, hat Einfluss auf Stoffwechsel und Hormonbildung und damit auf Wachstum und Fruchtbarkeit, aber auch auf das Wohlbefinden der Tiere. Wie diese unterschiedlichen Aspekte Berücksichtigung finden können, war Thema beim Netzwerk Fokus Tierwohl.

Überall gleich hell

In der Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung steht, dass durch eine ausreichende Beleuchtung jederzeit die Kontrolle jedes Tieres im Stall möglich sein muss. Die Beleuchtung im Stall muss zudem jeden Tag auf ihre Funktionsfähigkeit überprüft werden – genauso wie Lüftung, Fütterung und Wasserversorgung. Laut Dr. Daniel Werner, LWK Nordrhein-Westfalen, sollen Lampen im Schweinestall so angeordnet sein, dass im Aufenthaltsbereich der Tiere eine möglichst gleichmäßige Verteilung des Lichts erreicht wird. „Jedes Schwein soll von ungefähr der gleichen Lichtmenge erreicht werden“, so der Fachmann im Seminar.

Wenn für ausreichend Helligkeit im Stall eine künstliche Beleuchtung nötig ist, muss diese mindestens acht Stunden am Tag in Betrieb sein. Acht Stunden „Nachtruhe“ sind ebenfalls vorgeschrieben. Dabei besagt die Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung, dass die Beleuchtung eine Stärke von mindestens 80 Lux im Aufenthaltsbereich der Tiere haben muss. Ist die Bucht strukturiert und hat klar abgegrenzte Liege-/Ruhebereiche, reicht hier eine Stärke von mindestens 40 Lux. Laut Verordnung muss es außerhalb der Beleuchtungszeit im Stall ein „Orientierungslicht“ geben. Dr. Werner gab zu bedenken, dass dieses Orientierungslicht, wenn es zu hell ist, die Schweine eher stört als hilfreich ist. „Im Wald gibt es auch kein Orientierungslicht“, so sein Hinweis auf den ursprünglichen Lebensraum von Schweinen. Das Orientierungslicht sollte deutlich unter 10 Lux bleiben, so seine Empfehlung.

Arbeitsplatz Stall

Für den „Arbeitsplatz“ Stall gibt es ebenfalls gesetzliche Vorgaben, die nicht das Tier, sondern den Tierbetreuer im Blick haben. So ist etwa in Ställen/Bereichen für kranke Tiere ein Mindeststandard von 200 Lux genannt, für Ställe allgemein 50 Lux, bzw. 75 Lux bei erhöhten Anforderungen. Diese Werte sind anders als die in der Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung genannten. Wie Dr. Werner betonte, lassen die Vorgaben zur Beleuchtung viele Fragen offen, aber damit auch Gestaltungsspielraum. So gebe es zum Beispiel unterschiedliche Messmethoden, die nicht alle korrekte Werte lieferten. Auch gibt es keine Vorgaben, wie die mindestens acht Stunden Beleuchtung genau aussehen sollen, ob die Beleuchtung so lange am Stück an sein muss oder ob Intervalle zulässig sind.

Pausen auch tagsüber

Aus einem aktuellen Projekt mit Schweinen und Puten gebe es etwa die Erkenntnis, dass diesen Tieren eine „Mittagspause“ ohne Beleuchtung gut tue und Kannibalismus anscheinend vorbeugen könne. Dies könnte künftig bei Haltungsvorgaben Berücksichtigung finden.

Bei der Erst- bzw. Neuausstattung von Ställen sind heute LED-Lampen angesagt. Sie erreichen bei guter Kühlung eine Lebensdauer von bis zu 100.000 Stunden (im Vergleich: Glühlampen 1.000 Stunden, Leuchtstofflampen 30.000 bis 35.000 Stunden). Zudem ist bei LEDs die Lichteffizienz mit 50 % (Rest Wärme) deutlich höher als bei den Glühlampen (5 % Licht/95 % Wärme) oder Leuchtstofflampen (25 % Licht/75 % Wärme).

Der Haltungsspezialist der LWK stellte Ergebnisse eines anderen Forschungsprojektes zur Beleuchtung bei Aufzuchtferkeln vor. Die Ferkel hatten die Wahlmöglichkeit zwischen Bereichen mit „wärmerem“ (3.000 Kelvin) und „kälterem“ (6.500 Kelvin) Licht (bei jeweils 80 Lux), zum Teil gab es auch noch einen dunklen Bereich. Die Ferkel hielten sich deutlich mehr unter dem wärmeren Licht auf als unter dem kälteren. Beim Versuch mit dem Dunkelbereich hielten sich die Tiere anfangs mehr in den hellen Bereichen auf, später nutzen sie den Dunkelbereich stärker. Die stärkste Verschmutzung gab es in den hellen Bereichen.

Wärmeres Licht gefragt

Zweiter Referent der Online-Veranstaltung war Volker Neu vom Leuchtmittelhersteller pacelum, deren Fachgebiet Tierställe sind. Die Lampen sind auf die jeweilige Tierart abgestimmt und berücksichtigen das tierartspezifische Sehen, das bei Geflügel anders ist als bei Schweinen oder Rindern. Eine spezifische Beleuchtung sorgt dafür, dass die Tiere ihre Umgebung gut erkennen können, Futter und Wasser gut finden und in Folge weniger Stress haben.

Für Schweineställe gibt es wiederum verschiedene Konzepte für Abferkel-, Deck-, Aufzucht- oder Mastställe. Neus Empfehlung für das Deckzentrum waren beispielsweise 300 Lux, Licht spielt eine wichtige Rolle bei der Stimulierung der Sauen. Auch im Abferkelstall sollte es mit 200 Lux eher hell sein. Für Warteställe und Mastschweine reichten 80 Lux. Bei einem Stallneubau, aber auch bei einer Erneuerung der Beleuchtung im Stall bieten die Lieferanten in der Regel eine kostenlose Lichtplanung an, Neu empfahl, diese zu nutzen.

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