Früher Start in ein neues Kartoffeljahr
Das diesjährige Kartoffelanbaujahr beginnt und die ersten Landwirte pflanzen bereits ihre Frühkartoffeln. Bevor jedoch eine Einschätzung der anstehenden Frühkartoffelkampagne gegeben werden kann, hier ein Überblick über den Vermarktungsstand der Ernte 2019:
Anfang Februar ist das endgültige Ernteergebnis 2019 für Deutschland auf 10,6 Mio. Tonnen festgesetzt. Mit dieser Information waren zwei wesentliche Hinweise für die norddeutschen Kartoffelanbauer verbunden: Die Erntemenge lag 1,7 Mio. Tonnen über der Erntemenge des Vorjahres und die Vorräte in den niedersächsischen Lägern wurden als überraschend groß angegeben.
Grundsätzlich geht von den großen Mengen keine Marktgefährdung aus, aber: Die norddeutschen Lagerhalter sollten ihre Vermarktungsstrategie überdenken. Bei einem Nord-Süd-Preisgefälle von Niedersachsen zu Bayern von fünf Euro und einer vom Handel bestätigten schlechter werdenden Qualität sowie Frachtnachteilen sollte jetzt der Verkauf zügig vorangehen. In der Vergangenheit gab es immer wieder Jahre, in denen die Preise ab April anzogen. In Anbetracht der guten Marktversorgung, des Marktabstiegs von Importkartoffeln, alter und neuer Ernte sowie eines weiter anhaltenden Verzehrrückgangs bei Frischkartoffeln ist dies in diesem Jahr nicht mehr zu erwarten.
Ausblick Frühkartoffelkampagne 2020
Anders als im Vorjahr sind bis jetzt bundesweit kaum nennenswerte Mengen an Frühkartoffeln ausgepflanzt worden und wird es zu keiner Ausdehnung der Flächen kommen. Das bedeutet jedoch nicht automatisch einen verspäteten Marktanstieg in diesem Jahr. Vielmehr wird der Trend zur frühen Verarbeitungsware anhalten, wobei die Anbauer in diesem Jahr, besonders im Südwesten, weniger Verträge abgeschlossen haben.
Die zu erwartende Importmengen lassen sich jetzt schon abschätzen, da die Hauptkartoffelimporteure Israel, Ägypten und Spanien keine ausgeweiteten Anbauflächen vermelden, regional sogar eher einen Rückgang des Anbaus. Der Pflanztermin im Ausland muss passend sein, um den deutschen Markt in der Zeit von März bis Mitte Juni zu beliefern. In diesem Jahr sind dahingehend alle Fristen eingehalten worden, sodass die importierten Speisekartoffeln ihre Bestimmungsmärkte voraussichtlich fristgerecht erreichen.
Belastbare Aussagen zum Neueinstieg im Frühkartoffelsegment gibt es nicht. In ehemaligen Zuckerrübenanbaugebieten ist damit zu rechnen, dass die Kartoffel den Platz in der Fruchtfolge einnimmt. Der Markt von Speisefrüh- und Speisekartoffeln wird jedoch bereits ausreichend beliefert, höchstens das Segment der Verarbeitungskartoffeln hat noch offene Kapazitäten.
Die traditionellen Anbauregionen haben wegen ihrer Handelsstrukturen und Marktnähe eher das Potenzial, diesen Bedarf zu füllen als marktferne Neueinsteiger. Der Verband der Kartoffelanbauer in Nordwesteuropa (NEPG) verzeichnet in seinen Mitgliedsländern eine Ausweitung der Kartoffelfläche um neun Prozent und beurteilt ein weiteres Wachstum kritisch, da dieses bei normalem Vegetationsverlauf zu Überangebot und Preisdruck führt.
In diesem Jahr wird den Frühkartoffelerzeugern das in der Vergangenheit eingesetzte Mittel Reglone zur Reifeförderung nicht mehr zur Verfügung stehen. Alternative Strategien werden sich in der kommenden Saison erstmalig bewähren müssen. Außerdem wird die Auswahl an Insektiziden im Kartoffelanbau immer geringer, sei es durch den vom LEH auferlegten „freiwilligen“ Verzicht oder den Auslauf der Zulassungen bestimmter Mittel, ohne dass sie verlängert werden. Die Lagerhalter werden auch erstmalig auf das traditionell zur Keimhemmung eingesetzte Chlorprofan verzichten müssen.
Weitere Herausforderungen
Mit dem Verbot dieses Wirkstoffes könnten gerade Lagerhalter Probleme bekommen, die in jüngster Vergangenheit auf dieses Mittel zurückgegriffen haben. Sie müssen befürchten, dass die Kartoffeln durch die verbliebenen Restmengen im Lager weiterhin den Übergangshöchstwert enthalten. Außerdem fehlt es an Erfahrung mit den alternativen Mitteln zur Keimhemmung, wie zum Beispiel Maleinsäure, 1,4 Sight, Biox-M und dergleichen.
Betrachtet man die vielen Probleme im Kartoffelanbau, scheint die Umsetzung der Düngeverordnung, insbesondere in den sogenannten „Roten Gebieten“, noch als eine der kleinsten Herausforderungen. Vor allem aber im Anbau von Verarbeitungskartoffeln wird sich die Reduzierung der Stickstoffdüngung um 20 Prozent gravierend auf die Qualität auswirken. Alle Einschnitte durch die neue Düngeverordnung führen zu Mindererträgen, Kostenbelastung und einem höheren Risiko, das die Landwirte zukünftig tragen müssen.
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