Bewährte Wildregelung soll kippen?

Mit Interesse habe ich die auszugsweise Stellungnahme der Landesjägerschaft Niedersachsen e.V. zu dem zitierten Gesetzesentwurf zur Kenntnis genommen. Soweit mir bekannt, hat sich die Landesjägerschaft jedoch bislang unter anderem auch noch nicht zu der beabsichtigten Neufassung des § 27 NJagdG (Wildbiologie, Tierschutz) geäußert, obwohl dies meines Erachtens dringend erforderlich wäre. Die alte und praxisbewährte derzeit geltende Fassung sieht vor, dass krankgeschossenes Wild, welches nach erfolgreicher Nachsuche im Nachbarbezirk zur Strecke kommt, dem Aneignungsrecht des Jagdausübungsberechtigten unterliegt, in dessen Jagdbezirk das Wild geschossen worden ist. Folgerichtig zählt es danach auch auf dessen Abschussplan. Die in Frage stehende Neufassung der Wildfolgeregelung sieht nun vor, dass das so aufgefundene Wild dem Aneignungsrecht des Jagdausübungsberechtigten zustehen soll, in dessen Jagdbezirk das Stück zur Strecke kommt, gleichwohl das Wild aber weiterhin auf den Abschussplan des Jagdbezirks angerechnet wird, in dem das Wild krankgeschossen worden ist. Es ist ernsthaft zu fragen, warum die bislang praxisgerechte Regelung in eine nach meinem Dafürhalten praxisuntaugliche Regelung geändert werden soll, ungeachtet dessen, dass die Neuregelung kaum geeignet sein dürfte, die Nachsuchenbereitschaft und damit den Tierschutzgedanken über die jeweilige Reviergrenze hinaus zu fördern. Vielmehr dürfte durch die beabsichtigte Neuregelung provoziert werden, dass künftig so manche Nachsuche (erfolglos!) an der Reviergrenze abgebrochen wird, eben und zu umgehen, dem Reviernachbar ein gut versorgtes Stück überlassen zu müssen, welches dann auf den eigenen Abschussplan angerechnet wird. Es wäre gut, wenn die Landesjägerschaft auch zu diesem, meines Erachtens wenig praxistauglichen, Änderungsvorschlag Stellung beziehen würde.