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Porträt

Bundesverdienstkreuz für Jäger

Sein Leben hat er dem Naturschutz und der Öffentlichkeitsarbeit verschrieben. Hierfür wurde er sogar kürzlich mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.

Im Fußraum von Heinz Pykas Auto liegt der Bruch von seinem letzten erlegten Stück. Wir fahren über einen schmalen Weg und passieren einige Jogger und Spaziergänger. Auf den ersten Metern der Revierrunde erklärt er bereits voller Selbstbewusstsein: „Das Revier liegt zwar in absoluter Stadtnähe, aber hier gibt es mehr Biodiversität als im Nationalpark Harz.“ Am ersten Stopp angekommen greift er sich seinen Kirreimer und einen Meisenring, den er später am Hochsitz aufhängt. Im Rücken dieser Kanzel, von der aus er vor einigen Tagen ein Kitz erlegen konnte, stehen Einkaufszentren und andere Gebäude der Landeshauptstadt Hannover.

Auch den Vögel wird etwas geboten: An dieser oft reparierten Kanzel hängt Naturfreund Heinz Pyka einen Meisenring auf.

Der 74-jährige Heinz Pyka ist der Vizepräsident des Anglerverband Niedersachsen (AVN), passionierter Jäger, Naturschützer mit Leib und Seele und nicht zuletzt Mitpächter des Reviers Wülfel-Döhren, das direkt an Hannover angrenzt. In seinem Revier gibt es Schwarzwild, Rehwild, einen guten Hasenbesatz, Fasane, Kaninchen und auf den zahlreichen Seen und Teichen einiges an Wasserwild. Doch auch Biber, Wildkatzen und Fischotter tummeln sich in der Wildnis Hannovers. Das Revier ist mit insgesamt 900 Hektar recht groß, „normal“ zu bejagen sind hiervon jedoch nur knapp 200 Hektar. Für die restlichen Flächen hat er, wie er sagt, „einen ganzen Ordner voller Ausnahmegenehmigungen“. Zu diesen Flächen zählen beispielsweise Sportplätze, Friedhöfe oder auch das Stadion von Hannover 96, in dem gelegentlich Füchse bejagt werden müssen.

Der Biber macht immer öfter Probleme im Revier

Obwohl Pyka als Urgestein die Gegend wie seine Westentasche kennt, stammt er nicht von hier. Den gebürtigen Harzer hatte es 1970 der Liebe wegen nach Hannover verschlagen. Neben ihm hat sich in der Region mittlerweile auch ein anderer Neuankömmling ebenso fest etabliert, der Biber. Als Angler freut er sich über die Anwesenheit von Meister Bockert, da dieser Strukturen in den Gewässern schafft. Doch der Biber hat nicht nur positive Seiten. 

Viele der gewässernahen Bäume wurden durch den Biber gefällt oder in Mitleidenschaft gezogen.

Besonders kritisch sieht es Pyka, wenn in Gewässernähe die alten Bäume durch den Nager gefällt werden. Dies versucht er den Bürgern der Region zu erklären: „Von einer alten Eiche leben 100 Arten, wenn der Biber so eine Eiche, die 300 Jahre lang wachsen musste, fällt, ist der Lebensraum für diese 100 Arten weg.“ Besonders unglücklich findet er, dass der Schutz des Bibers oft über den von anderen Arten gestellt wird. So musste er schon kämpfen, um einen Biberdamm aus einem Gewässer zu entfernen, das extra für wandernde Fischarten angelegt wurde, die denselben Schutzstaus wie der Biber genießen.

Engagierte Aufklärung bei den Stadtbewohnern

Insgesamt verläuft der Jagdbetrieb meist harmonisch. Dies liegt zum einen am guten Verhältnis, das Pyka mit den Besuchern in seinem Revier pflegt, zum anderen aber auch an seinem Engagement in der Öffentlichkeitsarbeit. Heinz Pyka veranstaltet regelmäßig kostenlose Führungen durch sein Revier. Er bringt dabei sowohl Schülergruppen als auch Erwachsenen die Natur ein Stück näher. Dafür hat er eine besondere Herangehensweise: „Ich erkläre Menschen die Naturräume. Ich beziehe mich hier, anders als beispielsweise der NABU, nicht nur auf den Biber oder andere einzelne Arten, sondern ich versuche die Lebensräume und das Wichtigste zum Schutz dieser Lebensräume zu erklären.“ Diese Art der ganzheitlichen Aufklärung sorgt laut Pyka sorgt für ein reibungsloses Miteinander in seinem urban geprägten Revier.

Die Kirrung liegt direkt an der Bahnstrecke, was dem Jäger Pyka schon oft ein lautloses Anpirschen an die Rotte ermöglichte.

Die Nähe zur Zivilisation birgt jedoch nicht nur Konfliktpotenzial, sondern kann auch Vorteile haben. Dies wird an seiner Kirrung besonders deutlich. Diese liegt nur einen Katzensprung vom Maschsee entfernt, direkt an einem Bahngleis. Einerseits ist hier durch den hohen Bahndamm hinter der Kirrung immer Kugelfang gegeben, andererseits ermöglicht es der regelmäßige Zugverkehr die Sauen anzupirschen oder unbemerkt eine Dublette zu erlegen.

Das Bundesverdienstkreuz für den Naturschutz

Der Naturschutz hat auch außerhalb seiner Führungen einen hohen Stellenwert. So werden im Revier Bau- und Fallenjagd betrieben. Außerdem hängen sowohl an jeder Ansitzeinrichtung sowie auch sonst im Revier verteilt Nist- und Fledermauskästen. Zudem gibt es zahlreiche Ruhezonen, Blühflächen und groß angelegte Müllsammelaktionen. Seinen Einsatz präsentiert er jedoch nicht nur bei den Führungen durch sein Revier. Zahlreiche Journalisten und Fernsehteams haben ihn bereits begleitet. Seinen Auftritten im Fernsehen hat Pyka den Spitznamen „Stadtjäger“ zu verdanken. 

Neben der Stadtnähe wird das Revier hauptsächlich durch die vielen Wasserflächen geprägt.

Diese Leidenschaft für die Öffentlichkeitsarbeit und sein 40-jähriges Engagement im Anglerverband haben ihm kürzlich sogar das Bundesverdienstkreuz eingebracht. Auf die Frage, wie es dazu gekommen sei antwortet er locker: „Ich habe hier bestimmt schon 20 Filme mit dem Fernsehen gedreht. So ist dann irgendwann mal an die Öffentlichkeit gekommen, dass da jemand ist, der engagiert ist, der sich in so einem Gebiet auskennt und darüber erzählen kann.“ Kurz danach wurde Pyka ebenfalls der Cord-Borgen-Trickstein, eine Auszeichnung der Stadt Hannover und des Heimatbundes Niedersachsen für Verdienste um den Naturschutz, verliehen.

Liebe und Hingabe für die heimische Natur

Die Begeisterung von Heinz Pyka für die Natur und die Tierwelt ist ansteckend. In seinem Revier hat er sein Fernglas immer zur Hand und freut sich über jedes Lebewesen, das er unterwegs entdeckt. Im Gespräch schweift er öfter mal kurz ab, um anzumerken, welchen Vogel er gerade gesehen hat. Der bedachte Umgang mit der Natur ist für ihn die wichtigste Schutzmaßnahme. Viele Leute denken seiner Meinung nach zu egoistisch. Es stört ihn, dass die Menschen sich abseits der Wege aufhalten, sich nicht an die Leinenpflicht halten, seit dem Böllerverbot zu Silvester für das Feuerwerk in die Natur fahren oder anderweitig die Ökosysteme beeinflussen. Durch seine Aufklärungsarbeit will er die Menschen für die Natur sensibilisieren. Besonders am Herzen liegt ihm dabei auch die Verbundenheit zwischen Jägern und Anglern. „Wir brauchen uns mit unseren Verbänden und unserer Arbeit nicht zu verstecken.“ Seiner Erfahrung nach leisten andere Naturschutzverbände oft nur einseitige Arbeit, die auf bestimmte Arten bezogen ist. Bei den Jägern und Anglern sehe die Realität jedoch anders aus. „Naturschutz muss Biotopschutz sein. Wenn wir die Biotope schützen, und das machen wir Jäger und Angler überall, dann haben wir viel mehr Erfolg, als wenn wir uns nur auf eine Art wie den Biber stürzen.“

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