Von Wilddieben und Förstermördern

Geneigter Leser, bitte einmal die Augen schließen. Ganz zumachen, nicht schummeln! So und jetzt stellen Sie sich bitte das Unfassbare vor: Ab dem morgigen Tage würde die Jagd in ganz Deutschland verboten! Bitte Augen öffnen. Würden Sie dennoch Ihrer Passion Folge leisten? Bitte nicht laut antworten, denn es würde sich dabei um Wilderei handeln. Ja, das hat jeder im Jagdscheinkurs gelernt. Da steht im Strafgesetzbuch unter § 292 (1): „Wer unter Verletzung fremden Jagdrechts oder Jagdausübungsrechts dem Wild nachstellt, es fängt, erlegt oder sich oder einem Dritten zueignet“ macht sich der Wilderei schuldig. 

Wildern kann man also nur, wenn die Jagd bzw. Jagdausübung rechtlichen Regelungen unterliegt. Weder die Jäger der Steinzeit noch der Antike unterlagen solchen Regeln. Es galt die uneingeschränkte Jagd. In Europa finden sich derartige Einschränkungen erst seit dem 8. Jahrhundert, eingeführt durch die Karolinger sowie Merowinger, und dauern mit schwankender Intensität bis zum heutigen Tage ohne Unterbrechung an.

Außerdem behalten wir bitte im Hinterkopf, dass Wilderei auch eine Form der Jagd ist – eben nur eine illegale. Die Einschätzungen über dieses illegale Tun laufen in den meisten Fällen beim Betrachter in zweierlei Richtungen. Entweder löst es Bewunderung oder strikte Ablehnung aus. Völlig verständlich, denn das Bild der Straftäter reicht vom gefeierten Volkshelden bis zum verabscheuungswürdigen, kaltblütigen und materialistischen Mörder. Interessanterweise finden sich in den maßgeblichen Quellen beinahe ausschließlich männliche Delinquenten.