Licht und Lauscher
Öffentlichkeitsarbeit in der Filterblase
Die Jagd hat keinen leichten Stand. Eine zunehmend kritische und leider auch naturfremde Bevölkerung stellt das Tun der grünen Zunft immer öfter in Frage. Mit wenig Hintergrundwissen, aber dafür recht ausgeprägter Meinung wird Stimmungsmache betrieben. Das Gegenmittel von Jagdverbänden, -zeitschriften und –influencern ist die hoch gehandelte Öffentlichkeitsarbeit.
Doch wieviel von unserer (Selbst-)darstellung kommt überhaupt in dieser Öffentlichkeit an? Die Zielgruppe vorgenannter Protagonisten sind ja naturgemäß Jägerinnen und Jäger. In sozialen Medien und auf Nachrichtenseiten sorgen fein säuberlich programmierte Algorithmen dafür, dass wir, die sogenannten User, nur das sehen was sie interessieren könnte. Es entsteht die berüchtigte Filterblase: Man erhält nur noch Feedback und Einflüsse von Gleichgesinnten. In der Politik würde man von einem Umfeld aus Ja-Sagern sprechen.
Das Schlimmste daran: Unsere eigentliche Botschaft, nämlich die Jagd als Kulturgut, als Beitrag zum Natur- und Artenschutz sowie nicht zuletzt als verantwortungsvollen Dienst für die Allgemeinheit zu vermitteln, dringt kaum nach außen. Kampagnen, Berichte und Apelle erhalten gutes Feedback, doch zum überwiegenden Teil aus den eigenen Reihen. Als würde der Pfarrer in der Kirche zum Besuch des Gottesdienstes aufrufen. Doch die fleißigen Kirchgänger sind ja längst da, hier muss er keine Überzeugungsarbeit mehr leisten.
„Für die Jagd vor Jägern zu werben, ist, als würde der Pfarrer in der Kirche zum Besuch des Gottesdienstes aufrufen.“
Wie erreichen wir nun diesen beträchtlichen Teil der Gesellschaft? Menschen, die nichts oder nicht viel über die Jagd wissen. Deren einzige Informationen oft von Quellen stammen, die uns aus ideologischen Gründen nicht wohlgesonnen sind. Die aber an der Wahlurne auch über unser Schicksal mitbestimmen? Wir müssen den bequemen Weg verlassen, den die Filterblase mit ihrer Woge aus Zustimmung und Übereinkunft vorgibt. Das betrifft Verbände, aber auch Kreisgruppen, die ihre Öffentlichkeitsarbeit professionalisieren und den Kontakt zur freien Presse suchen müssen. Wir brauchen stabile Partnerschaften mit anderen naturnahen Interessenvertretern, um unsere Reichweite zu vergrößern. Das geht aber auch jeden einzelnen Grünrock etwas an, der mit persönlicher Ansprache von Passanten im Revier oder Umweltbildung in Schulen auch im Kleinen viel bewegen kann. Die Jagd und das was sie ausmacht, darf nicht im Geheimen stattfinden. Es gehört eine Menge an Wissen, Einsatzfreude und Leidenschaft dazu, ein Jäger zu sein. Das muss offen gezeigt und bei jeder Gelegenheit verkörpert werden. Tue Gutes und sprich darüber: Dieser Spruch ist abgedroschen, aber eben auch wahr.
Was dabei herauskommt, wenn unsere Interessenvertreter erst zum Schluss und nur im Rahmen der Verbändeanhörung nach ihrer Meinung gefragt werden, sieht man am aktuellen Entwurf des Bundesjagdgesetzes. Wir müssen anfangen, unsere Imagepflege neu zu denken. Denn die, die es nicht so gut mit uns meinen, aber die Meinungshoheit über Wild und dessen Lebensraum beanspruchen, sind uns hier bereits einen Schritt voraus.
Nächste Folge unserer Kolumne lesen Sie in Ausgabe 15/ 2021
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