Die Leserfrage:
Muskelabszesse im Wildbret
Bei der mit schmieriger, weißer Masse gefüllten Beule in der Wildschweinkeule handelt es sich um einen Abszess. Abszesse sind eine Ansammlung von Eiter in einer abgeschlossenen Bindegewebshöhle. Ursache ist meist eine Verletzung, in die Bakterien eindringen und eine Entzündung verursachen. Abszesseiter kann weiß, gelb oder braun sowie dünnflüssig bis bröckelig-fest sein. Obwohl der Eigenverzehr aus den rechtlichen Bestimmungen zur Wildbrethygiene ausgenommen ist, wird ein Entsorgen zumindest dieser Keule empfohlen. Bei Abszessen von dieser Größe ist einerseits damit zu rechnen, dass auch weitere Abszesse in anderen Muskelpartien oder Organen auftreten. Andererseits können nach einer Zubereitung geruchliche/geschmackliche Abweichungen erkennbar sein. Ältere, nicht im Zusammenhang mit der aktuellen Jagd stehende Verletzungen haben größte wildbrethygienische Bedeutung.
Alte Verletzungen dürfen nicht entfernt werden, sondern müssen für eine tierärztliche Fleischuntersuchung zur Verfügung stehen, falls das Stück in Verkehr gebracht werden soll. Rechtlich ist Wild beim Inverkehrbringen u. a. dann untersuchungspflichtig, wenn Folgendes vorliegt: „Geschwülste oder Abszesse, wenn sie zahlreich oder verteilt in den Eingeweiden oder der Muskulatur vorkommen; Schwellungen der Gelenke oder der Hoden, Hodenvereiterungen, Leber- oder Milzschwellungen, Darm- oder Nabelentzündungen; alte, offene Knochenbrüche, die nicht unmittelbar mit dem Erlegen in Zusammenhang stehen.“ Alte Verletzungen sind immer ernst zu nehmen und vom Jäger bzw. von der kundigen Person als Auffälligkeit zu beurteilen, da eine Streuung von Bakterien aus derartigen Verletzungen in die Muskulatur oder in Organe mit Bildung von Abszessen relativ häufig vorkommt.
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