Was bestimmt die Brunftzeit?

Im November beginnt die Brunft der Gams. Es ist sehr ungemütlich für die Böcke, sich im hohen Schnee gegen Artgenossen zu behaupten und der Damenwelt zu imponieren. Rehwild ist das andere Extrem, es brunftet schon im Juli/August. Wie lassen sich solche Unterschiede erklären? Einmal spielt die Länge der Tragzeit eine wichtige Rolle. Die Brunft sollte so liegen, dass die Jungen in einer Zeit günstiger Witterung geboren werden und die Mütter hochwertige Äsung finden, um die Jungen zu säugen. Bei der Gams kann die Brunft im Winter Ausleseprozess für Böcke sein. Rehwild überlistet dieses System durch eine längere Entwicklungspause des Embryos, die erst dann endet, wenn die Tragzeit zum Setzen der Kitze im Mai/Juni führt. Es gibt Hinweise darauf, dass sich durch den Klimawandel mit früherer Vegetationsperiode auch der Setztermin verschieben könnte. Interessant ist auch die Frage, woher jede Wildart „weiß“, wann die Brunft stattfinden muss. Hier wirkt Licht als sog. Zeitgeber für das reproduktive System. Genetisch festgelegt ist, dass bei einer bestimmten Tageslänge, also bei wie vielen Stunden Licht/Dunkelheit am Tag bestimmte physiologische Prozesse ablaufen. Während es in der Polarregion jeweils ein halbes Jahr dunkel bzw. hell ist, ist es am Äquator jeden Tag 12 Stunden hell bzw. dunkel. Daher gibt es in Äquatornähe bei vielen Tier- und Pflanzenarten keine ausgeprägte Fortpflanzungsrhythmen gibt. Der Zeitgeber Licht ändert sich dort das ganze Jahr nicht.