Kiwibeeren nicht nur aus Neuseeland
Christoph Sterk war weder in Neuseeland noch in Südafrika, um sich über Kiwibeeren schlau zu machen, zumal der Anbau von Sonderkulturen im Betrieb der Familie eine lange Tradition hat. Als der 31-Jährige sich nach einigen Jahren Arbeit als Informatiker entschloss, in den elterlichen Hof einzusteigen, gab er zunächst die Viehhaltung auf. Danach ging es darum, den Anbau lukrativer Sonderkulturen auszubauen. Jetzt setzt der Junglandwirt neben Wein auf Spargel, Kürbisse, Melonen, Sanddorn, Aroniabeeren und Trüffel.
Eine hierzulande aber eher noch besondere Frucht auf dem fränkischen Betrieb ist die Kiwibeere. Die ungefähr 1 ha große Plantage mit den grünen Beeren wurde bereits 2011 von Sterks Schwester Theresa angelegt. Nun führt Christoph durch die Spaliere.
Die Kiwibeeren sind mit 2 bis 3 cm Größe deutlich kleiner als ihre ausländischen Geschwister, die großen Kiwis, die zumeist aus Neuseeland und Südafrika kommen. „Sie stehen ihnen aber an Inhaltsstoffen in nichts nach“, so Sterk. „Der fruchtige Winzling ist eine echte Vitaminbombe, reich an Vitamin C, Mineralien und Ballaststoffen,“ sagt der Anbauer und prüft die Reife einer Frucht. „Darüber hinaus sind sie mild und süß im Geschmack.“ Aber wieso wird die Beere hier dann noch sehr wenig angebaut?
Die Antwort ist für Sterk klar: Die Wildform der Kiwibeere kommt ursprünglich aus den kalten Wäldern Asiens. Sie verträgt im Winter bis zu minus 30 °C Frost. „Die aktuellen Züchtungen lassen sich in wärmeren Klimaten zwar gut anbauen“, so der Fachmann. „Spätfröste nach dem Austrieb können jedoch auch zu einem Totalausfall führen.“ Das biete durchaus Grund zur Vorsicht. Darum hat er im vergangenen Jahr noch eine Frostschutzberegnung in seiner Plantage installiert, um Frostschäden an den jungen Trieben zu vermeiden.
Jetzt zeigt der Betriebsleiter die Schläuche der Tröpfchenbewässerung, die bereits bei Anlage der Plantage installiert wurde. Die Kiwibeere ist nämlich ein Flachwurzler und auf Zusatzwasser angewiesen. Dann erklärt Sterk seinen Kiwibeerenanbau.
Kiwipflanzen aus der Schweiz
Ihre zweijährigen Pflanzen hat Familie Sterk aus einer Baumschule in der Schweiz bezogen. Auf rund einem Hektar Fläche stehen etwa 1.200 Pflanzen. Sie wurden nach einer Tiefenlockerung und dem Aufdüngen der Makronährstoffe in die Versorgungsstufe C mit einem Reihenabstand von 3,50 m gepflanzt. „In der Reihe haben wir 2,00 m Abstand gewählt“, sagt Sterk und wechselt auf die andere Seite der Reihe.
Bei der Anlage sei einiges zu beachten. „Um vor allem die Bestäubung sicherzustellen, ist ein Verhältnis von männlichen zu weiblichen Pflanzen von 1:6 bis 1:8 sicher einzuhalten“, so der Plantagenbesitzer. „Der Anbau ist sehr arbeits- und damit kostenintensiv“, weiß Sterk. Er arbeitet darum mit etlichen Saisonarbeitskräften zusammen.
„Bei der Ernte schneiden wir jede einzelne Beere mit der Schere ab.“ Danach behandeln die Helfer vom Betrieb Sterk die weichen Früchte „wie rohe Eier, um die Qualität zu erhalten“, sagt der Anbauer. Die Früchte erntet er unreif. „Sie reifen im Lager nach.“
Der Grund liegt darin, einem Befall mit der Kirschessigfliege vorzubeugen. Das Schadinsekt kann die Kiwibeere empfindlich schädigen. Ansonsten sei die Beere recht unempfindlich gegen Krankheiten und Schädlinge.
Vermarktung ab Hof und an Händler
Neben der Ernte ist das Schneiden der Sträucher eine echte Arbeitsspitze. Hier muss der Neueinsteiger im Winter mit schätzungsweise 400 h/ha rechnen. „Dazu haben wir die Sträucher der Kiwibeeren in einem Spalier ähnlich den Weinstöcken erzogen“, sagt Sterk. Mit einem vollen Ertrag sei nach etwa sechs bis sieben Jahren zu rechnen.
Dann seien in Franken Erträge von etwa 5 bis 6 t/ha zu erzielen, so Sterk, und kehrt mit seinem Besuch auf die Hofstelle zurück. Nicht vermarktungsfähige Ware verarbeitet der Betrieb zu Chutney oder Marmelade. Für Anbauer Sterk ist die Vermarktung das A und O für einen erfolgreichen Anbau.
Er verkauft seine Kiwibeeren relativ hochpreisig ab Hof und an zwei Händler. „Der Kunde bekommt dafür ein frisches Produkt in biologischer Qualität mit kurzen Wegen.“ Regionale Versorgung und Nachhaltigkeit liegt ihm dabei am Herzen.
„Die Kiwibeere wird zwar immer eine Nische bleiben“, sagt Christoph Sterk. Sie eigne sich aber dennoch als gute Ergänzung für Betriebe mit bereits bestehender Direktvermarktung. „Damit ist sie ein echtes Powerfood aus regionaler Erzeugung, das unsere Kunden sonst in der Regel aus Neuseeland oder Südafrika beziehen müssten.“ (kb) ●
Frank Friedrich
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