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„Nebenerwerb bietet mir mehr Sicherheit“

Maximilian Rappold ist im Nebenerwerb gestartet und baut nun mit seinem neuen Stall weiter aus. Im Haupterwerb arbeiten wie seine Eltern möchte er aber vorerst nicht.

Von der Kreisstraße führt ein unbefestigter Weg zum neuen Zuhause der Familie Rappold. Im Hof: Baumaterial, Kies, Baumaschinen. Der neue Stall von Maximilian Rappold ist fast fertig, ebenso das Wohnhaus wenige Meter weiter. Hier entsteht ein Landwirtschaftsbetrieb.

„In wenigen Wochen sollen hier die ersten Mutterkühe einziehen“, erklärt Maximilian Rappold. Der 33-Jährige springt gerade zwischen den letzten Bauarbeiten und seiner zweijährigen Tochter Lilli hin und her. Es ist Freitagachmittag, Übergang von Arbeits- zu Familienzeit. Die Charolais-Rinder, die Rappold erwartet, sind die ersten von insgesamt 35 Mutterkühen, mit denen der Junglandwirt plant. Die Bullenkälber sollen auf der Weide stehen, bis er sie bei einem befreundeten Landwirt in dessen Schlachtraum schlachten lässt. Verkaufen will er das Fleisch übers Internet direkt an die Verbraucher. Das wird sein erster Ausflug in die Fleischrinderhaltung und in die Direktvermarktung. Alles Bio und alles im Nebenerwerb.

Keine reguläre Hofübernahme

„Meine Eltern hatten einen Milchviehbetrieb im Vollerwerb drüben im Ort“, sagt er und zeigt übers Feld. Die Milchproduktion gaben die Eltern vor einigen Jahren auf und mästeten stattdessen Bullen. Nun wollen sie den Betrieb auslaufen lassen. Die Hofstelle selbst will Rappold nicht übernehmen. Mitten im Ort und 1974 gebaut – das habe keine Zukunft. Ihre Flächen wird er übernehmen und damit ordentlich wachsen: Angefangen hat er mit 10 ha, aktuell sind es 19 ha und nun kommen die 30 ha der Eltern dazu. „Das reicht dann aber auch“, sagt Maximilian Rappold und geht in den Stallneubau hinüber.

Die Halle ist fast fertig, es fehlen noch die Gitter und ein paar Feinheiten. Momentan lagern hier ein paar Heuballen – „übrigens verboten“, gibt Rappold zu. Deswegen gab es bereits Ärger mit dem Amt: Das Wohnhaus war schneller fertig als der Stall und die Ballen dürfen hier auch nicht liegen, da ja keine Lagerhalle beantragt wurde.

Tochter Lilli hopst noch ein bisschen auf den verbotenen Heuballen herum, dann folgt sie ihrem Vater auf den Hof hinaus. Rappold seufzt: „Es kostet wahnsinnig viel Zeit und Nerven, diese ständigen Auseinandersetzungen mit den Ämtern. Als Angestellter hat man weniger Sorgen.“ Maximilian Rappold ist aber nicht deswegen im Nebenerwerb, sondern um mehr Sicherheit zu haben für seine Familie und für das neugebaute Haus. „Ich bin gelernter Agrartechniker und tief in der Landwirtschaft verwurzelt. Aber so richtig in die Landwirtschaft gehen? Das habe ich bislang nicht gewagt.“ Daher hat er seine Anstellung als Greenkeeper auf einem nahegelegenen Golfplatz behalten. Das ist manchmal ganz schön viel. „Mein Tag beginnt um fünf Uhr und endet um 21 Uhr. Aber das bin ich so gewohnt.“ Mit seinem Status als Nebenerwerbslandwirt ist er momentan sehr zufrieden. „Ich kenne die Landwirtschaft als Haupterwerb von meinen Eltern und als Nebenerwerb aus meiner eigenen Erfahrung. Ich sehe da keine Konkurrenz zueinander“, meint er. In seinem Bekanntenkreis gebe es etliche Nebenerwerbslandwirte.

„Im Grunde haben viele Hofnachfolger die Wahl: Entweder sie gehen in den Nebenerwerb oder sie versuchen, im Haupterwerb richtig groß zu werden“, erklärt der Junglandwirt. Die meisten Nebenerwerbler würden in den Haupterwerb gehen, wenn sie die Möglichkeit hätten, ist er überzeugt. „Auch ich würde sofort in den Haupterwerb gehen, wenn ich mir das leisten könnte.“

Nebenerwerb ist wichtig

Für heute ist Feierabend. Seine Frau Simone steht mit Lilli an der Rutsche – Zeit für die Familie. Maximilian Rappold schließt die Tür zu seinem neuen Stall und geht hinüber zu seinem neuen Wohnhaus. Nebenerwerb, erklärt er dabei, werde so oft als Hobbylandwirtschaft abgetan. „Aber das ist es nicht!“ Man dürfe nicht vergessen, dass die meisten Nebenerwerbler im Hauptberuf auch irgendwo in der Landwirtschaft unterwegs seien, in der Betriebshilfe Landtechnik etc. „Und da leisten sie einen enorm wichtigen Beitrag. Das tut der Landwirtschaft gut.“ ●

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