Logo agrarheute digitalmagazin

Artikel wird geladen

„Wir haben die Chancen genutzt“

Zum Haupterwerb weiterentwickeln – das haben Hinrich Wehmann und sein Vater Hans-Joachim mit viel Arbeit und etwas Glück geschafft.

Vom Nebenerwerb in den Haupterwerb – das ist oft ein großer Schritt, der mit viel Arbeit und Einsatz verbunden ist. So war es auch auf dem Hof Wehmann. „Bis 2010 bewirtschaftete mein Vater den Betrieb mit 60 ha im Nebenerwerb. Dazu hatte er eine Dreiviertelstelle im Julius-Kühn-Institut in der Forschung“, sagt Hinrich Wehmann, der damals seine landwirtschaftliche Ausbildung absolvierte. „Während meines Praxisjahrs, das ich für drei Monate auch in Kanada verbrachte, bekamen wir die Möglichkeit, rund 90 ha dazu zu pachten“, erinnert sich der 31-jährige Junglandwirt. Gleichzeitig gründete er mit seinem Vater Hans-Joachim Wehmann eine GbR. „Wir entschieden uns dazu, dass ich 66 Prozent der GbR-Anteile halten werde und mein Vater die restlichen 34 Prozent. Das hatte vor allem steuerliche Gründe, denn mein Vater führte seinen Job in der Forschung weiter aus“, sagt er.

Die zugepachtete Fläche gehörte zu zwei Betrieben, die damals die Landwirtschaft aufgaben. „Einer der Betriebe hatte rund 60 ha arrondierte Fläche – etwa 6 km von unserem Betrieb entfernt“, sagt Hinrich Wehmann. Die restliche Fläche stammte von einem Betrieb aus dem Ort. „Nach dem Zupachten der Flächen bewirtschaftete mein Vater die gut 150 ha im Nebenerwerb. Dabei hatte er zwar Hilfe von einem der Landwirte, der die Fläche verpachtet hatte, doch stressig war das allemal“, sagt er.

Im Jahr 2012 beendete Hinrich Wehmann die zweijährige landwirtschaftliche Fachschule und stieg anschließend ganz in den Betrieb ein. „Während meiner Ausbildung arbeitete ich zwar auf dem Hof mit, doch die Ausbildung nahm zeitgleich viel Raum in Anspruch“, erklärt er.

Perspektive suchen

Mit dem Einstieg in den Betrieb konnte Hinrich Wehmann seinen Traumberuf ausüben. „Ich wollte schon immer Landwirt werden“, sagt er. „Doch als ich die landwirtschaftliche Ausbildung begann, bestand kaum Aussicht darauf, dass ich das auf dem elterlichen Betrieb sein konnte. Allein mit den damaligen 60 ha wäre der Betrieb nicht zukunftsfähig gewesen.“

Er suchte daher nach Möglichkeiten, trotz der begrenzten Fläche einen Haupterwerbsbetrieb zu führen. „Ein Lehrjahr absolvierte ich auf einem 80-ha-Betrieb mit Outdoor-Sauenhaltung. Die Tierhaltung in Kombination mit einer Direktvermarktung brachte mehr Wertschöpfung in den Betrieb. Das war etwas, was ich aus dieser Zeit mitnahm“, sagt der 31-Jährige.

Direktvermarktung aufbauen

Im Jahr 2015 entschloss sich Familie Wehmann dazu, die kleine Hühnerhaltung auf dem Hof zu erweitern. „Wir hielten damals nebenher 60 Hennen und verkaufen ein paar Eier im Ort – mit hoher Nachfrage“, sagt Hinrich Wehmann. Im Februar 2015 stallten sie die ersten 250 Hennen in ein Hühnermobil ein. „Im gleichen Jahr folgten zwei weitere Hühnermobile. Nach und nach stockten wir die Legehennenhaltung auf. Heute halten wir 2.450 Hennen in drei Hühnermobilen.“ Die Eier vermarktet er in zwei Regiomaten und an fünf Selbstbedienungsständen. „Außerdem beliefern wir vier Supermärkte in der Region und einen Bäcker“, sagt er.

Vor einigen Jahren hat er die Produktpalette noch um Nudeln erweitert. „Wir lassen von Eiern aus Zeiten, in denen die Nachfrage nicht so gut ist – beispielsweise während der Sommerferien – Nudeln herstellen. Das ist für uns eine gute Möglichkeit, die Produktpalette zu erweitern und die Eier haltbar zu machen“, sagt der Landwirt.

Seit letztem Jahr leitet Hinrich Wehmann den Betrieb allein. „Mein Vater hat sich in den letzten Jahren mehr und mehr aus dem Betriebsalltag herausgezogen. Im letzten Jahr haben wir daher beschlossen, die Hofübergabe durchzuführen und die GbR zwischen uns aufzulösen“, sagt der Junglandwirt. Mit dem aktuellen Stand seines Betriebs ist er zufrieden. „Wir hatten Glück mit der zugepachteten Fläche. Das war eine große Chance, die mein Vater und ich genutzt haben. Mir gibt das heute die Möglichkeit, meinen Traumberuf im Vollerwerb auszuführen und das ist sehr viel Wert“, fasst er zusammen. ●

Digitale Ausgabe agrarheute

Schön, dass Sie in die digitale agrarheute reingelesen haben. Ihr überregionales Fachmagazin für moderne Landwirtschaft liefert Ihnen jeden Monat Informationen aus Politik, Technik und Tierhaltung und Ackerbau. So bleibt Ihnen mehr Zeit für das Wesentliche: die Landwirtschaft.

✔ Immer und überall verfügbar
✔ Artikel teilen
✔ Zusätzliche digitale Inhalte gegenüber der gedruckten Ausgabe
✔ Artikel merken und später lesen