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Spiegelei dank Hirsebrei

Jahrhundertelang war Hirse hierzulande das bevorzugte Nahrungsmittel. Hannes Rügheimer sät 10 bis 15 ha Körnerhirse für seine Legehennen.

„Ach’ Lieschen koch’ mir Hirsebrei, mit Bratkartoffeln Spiegelei“: Das alte Volkslied zeigt, wie lange Hirse hierzulande ein bevorzugtes Nahrungsmittel war. „Hirse oder Sorghum ist der Sammelbegriff für ein kleinsamiges Spelzgetreide mit über zehn verschiedenen Gattungen“, sagt Hannes Rügheimer. „Das wurde schon vor über 4.000 Jahren in Afrika angebaut und etwa für Fladenbrot verwendet.“ Jetzt findet es sich hierzulande wieder öfters.

So auch auf dem Hof Vier-Burgen-Blick von Familie Rügheimer. Den 20-jährigen elektrisierte die Kultur auf einem Feldtag. Als er dort vor vier Jahren zum ersten Mal Körnerhirse sah, wusste er gleich: „Die eignet sich für mein Betriebskonzept. Er überzeugte Vater Roland, versuchsweise damit zu starten, „gleich auf 4 ha im ersten Jahr.“ Danach waren Junior und Senior von der anspruchslosen Kultur überzeugt. Mittlerweile baut Rügheimer Hirse auf 10 bis 15 Prozent der 100 ha Betriebsfläche an.

Die Familie bewirtschaftet einen Hof mit Ackerbau, Mastschweinen und Geflügel. Betriebsschwerpunkt ist die Vermarktung der Eier von 9.000 Legehennen. Die verkauft die GbR direkt ab Hof, an Gaststätten und über den Einzelhandel der Region.

Das Futter für die Tiere erzeugt der Ackerbau. „Die Böden bringen keine Höchsterträge und liegen zum Teil im Wasserschutzgebiet“, so Rügheimer. Zudem ist der Landkreis Haßberge oft von Vorsommertrockenheit betroffen. „Daher passt diese anspruchslose Ackerfrucht absolut in unsere Landschaft.“

Bei Dürre lohnt sich Körnerhirse

Bei den Rügheimers wächst Sorghum bicolor. Davon gibt es sowohl Sorten für Silage (siehe agrarheute Rind 08/2021, Seite 34) als auch zur Körnernutzung. Seit zwei Jahren legt Hannes Rügheimer zudem Feldversuche für zwei Züchterhäuser auf den Betriebsflächen an. Und seit 2021 werden Körnerhirsesorten erstmals in den bayerischen Landessortenversuchen geprüft.

„Im Vergleich zu anderen Kulturen hat Hirse besonders in Trockenregionen viele Vorteile“, so der Junglandwirt. Vor allem ist Sorghum als wärmeliebende C4-Pflanze sehr dürretolerant und einfach im Anbau. Sie nutzt Wasser und Nährstoffe effizient.

So hat er sie im ersten Jahr mit einer normalen Getreidedrille gesät und dabei nur jede dritte Reihe geöffnet. „Mittlerweile nutzen wir unsere Einzelkorndrille für Sonnenblumen mit einer anderen Säscheibe für die Aussaat.“ So kann der Anckerbauer das Unkraut auch mechanisch mit der Hackmaschine bekämpfen.

Der Franke sät in der Regel nach Mais bei 12 °C Bodentemperatur in ein feines Saatbett. „Die Hirse dankt es, wenn sie auf warmen Standorten ohne Beschattung steht.“ Rügheimer düngt etwa 100 kg N/ha Stickstoff. Bis auf eine Herbizidbehandlung hat er bis in den Spätherbst keine Arbeit mehr mit der Kultur. Dann steht nur noch die Ernte an.

Die Hirseernte funktioniert mit einem normalen Getreideschneidwerk. „Das Erntegut ist meist trockener als Körnermais“, so der Anbauer. „Und der Ertrag ist tendenziell höher als Mais und Getreide auf unseren Flächen.“ Rügheimer erntet im Schnitt der Jahre circa 70 bis 80 dt/ha Körnerhirse.

Neben dem Ertrag zählt der Landwirt weitere Vorteile des Anbaus auf. „Hirse passt gut in die Fruchtfolge. Und es gibt im Gegensatz zu Körnermais keine Probleme mit Zünsler und Fusarium.“ Als extensive Kultur ohne hohen Stickstoffbedarf passt Hirse auch gut in Wasserschutzgebiete.

„Der größte Vorteil liegt aber in den inneren Werten des Korns“, sagt Hannes. Der hohe Mineralstoffgehalt und die gute Verdaulichkeit machen sie zu einem wichtigen Bestandteil der Futtermischung für die Hennen. „Das zeigt sich an den schmackhaften Eiern“, ergänzt Roland Rügheimer.

„Überdies fressen die Hühner die Hirse äußerst gern.“ Grund ist der relativ hohe Zuckergehalt. Der kommt auch bei der Humanernährung zum Tragen. „Hirse ist nach wie vor für die menschliche Ernährung geeignet, muss aber vielerorts erst wiederentdeckt werden.“ Sie lässt sich schälen oder als Vollkorn nutzen. Sie ist zudem glutenfrei und eignet sich auch für Allergiker.

„Die meisten Hirsen haben braune Körner“, so der Junior, „aber wir haben auch eine mit weißem Korn.“ Er setzt auf die Sorte Ice- bergg von Ragt-Saaten. Sie eigne sich, um auch hellen Hirsebrei zuzubereiten. „Eine Bäckerin hat schon ein Dinkel-Hirse-Brot für uns gebacken“, sagt Junglandwirt Hannes.

So kann er sich gut vorstellen, die Hirse künftig für die eigene Direktvermarktung zu nutzen. „Schließlich bauen auch schon viele biologisch wirtschaftende Berufskollegen längst helle Hirsesorten für die menschliche, vegetarische Ernährung an.“ (kb)

Frank Friedrich

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