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Interview

Gut gefüttert in die Laktation

Gut belüftet, dick eingestreut, niedrig belegt: Blick in eine optimale Abkalbebucht.

Wie füttere ich Frischabkalber richtig an?

Gerade im Zeitraum vor dem Abkalben ist es besonders wichtig, Kühe optimal auf die bevorstehende Kalbung vorzubereiten. Zu den Klassikern gehören dabei beispielsweise eine niedrige Belegungsdichte, maximaler Kuhkomfort und durchgehend frisches Wasser. Kurz vor dem Kalben ist es zudem wichtig, die Ration nach den Bedürfnissen der Kuh zu gestalten. Die Ration sollte an die Bedürfnisse in der Anfütterungsphase angepasst sein.

Interviewpartnerin

Dr. sc. agr. Denise Völker 

Die Fütterungsexpertin hilft Landwirten dabei, ihre Fütterung zu optimieren.

www.kuehe-gesund-fuettern.de

Wie vermeide ich fütterungsbedingte Probleme wie Azidosen und Labmagenverlagerungen nach dem Abkalben?

Gute Erfahrungen mache ich mit einer zweiphasigen Trockensteherfütterung, wobei die Kühe, die wir anfüttern, in den letzten zehn bis 14 Tagen vor dem Kalben auf vielen Betrieben eine aufgewertete Frühtrockensteherration erhalten. Wir wollen so eine möglichst hohe Mischgenauigkeit erreichen. Die Ration enthält viel kurzes Stroh sowie Maissilage und ein wenig Grassilage plus Mineralfutter und Rapsextraktionsschrot. Wir beziehen hier auch immer die Werte der Kationen-Anionen-Bilanz (DCAB) mit ein. Azidosen und Labmagenverlagerungen lassen sich so am besten vermeiden, weil die Tiere mit einer stabilen Fasermatte im Pansen und hohen Futteraufnahmen in die Laktation starten.

Welche Aspekte sind dabei besonders wichtig?

Maßgeblich ist die Ration an sich. Hier ist es nicht nur wichtig, dass wir beim Planen der Ration das DCAB-Konzept berücksichtigen, sondern auch, wie schmackhaft sie für die Kühe ist. In der Frühtrockenstehphase ist eine gute Futteraufnahme von 13 bis 14 kg Trockenmasse pro Kuh und Tag das Ziel. Dabei rechnen wir mit einem Färsenanteil von 30 Prozent. In der Anfütterungsphase sollte die Trockenmasseaufnahme dann bei mindestens 15 kg pro Kuh und Tag liegen. Erreicht man diese Aufnahmen, kommt es fast nie zu Problemen mit Azidosen und Labmagenverlagerungen.

Was raten Sie Landwirten, die vermehrt mit diesen Krankheitsbildern nach dem Abkalben zu tun haben?

Ich empfehle, die Ration am Futtertisch und die „Soft Skills“ der Haltung inklusive Futtertischmanagement zu überprüfen. Oftmals passieren die Fehler nicht auf dem Papier, sondern in der praktischen Umsetzung vor Ort. Auch in unserer Fütterungsberatung ist es besonders wichtig, Landwirte im Hinblick auf eigenständiges Vorgehen weiter zu schulen. Auf unserer Internetseite können sich interessierte Milchviehhalter ein Bild davon machen.

Welche sind Ihrer Meinung nach die häufigsten Probleme beim Anfüttern von Frischabkalbern?

Einige Milchviehhalter wissen leider nicht, wie viel Trockenmasse die Tiere aufnehmen. Daher ist es wichtig, die tatsächliche Futteraufnahme bei Frühtrockenstehern, Anfütterungskühen und laktierenden Kühen zu messen. Betriebsleiter können Schwachstellen mit dieser Methode schnell herausfinden. Sie bietet einen guten Überblick über tägliche Routinen. Reinige ich den Futtertisch täglich? Wird häufig genug angeschoben? Gibt es Probleme mit Futterselektion? Verlieren die Kühe während der Trockenstehphase an Gewicht oder nehmen sie zu? Dies sind nur ein paar Beispiele für Fragen, die sich jeder Landwirt bei Problemen stellen sollte.

Worauf sollte man bei Frischabkalbern noch achten?

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Belegungsdichte im Stall. Besonders im Frischmelkerbereich sollte man genau kontrollieren, ob die Tiere genügend Platz haben. Hier sollte man objektive Meinungen erfragen und die tatsächliche Belegungsdichte beachten. Ein negatives Beispiel dafür sind Färsen, die sich nicht zum Futtertisch trauen, weil eine ranghöhere Kuh den Übergang zum Futtertisch „bewacht“. Hier ist es wichtig, Ausweichmöglichkeiten zu schaffen. Neben einer zu geringen Trockenmasseaufnahme und einer zu hohen Belegungsdichte sind Lahmheiten oft die Ursache für Labmagenverlagerungen und Azidosen. Deshalb ist unbedingt darauf zu achten, dass Mortellaro und andere Klauenerkrankungen bei den Trockenstehern keine Chance haben.

Mit welcher Fütterung bereitet man Kühe am besten auf die bevorstehende Abkalbung und einen gesunden Start in die Laktation vor?

Gut funktionierende Rationen sind einfach aufgebaut, damit sie eine hohe Mischgenauigkeit haben. Zudem sollten sie sehr viel kurzes Stroh enthalten, um für eine gute und gleichmäßige Pansenfüllung zu sorgen. Dabei fällt auf, dass der Begriff „kurz“ in diesem Kontext sehr sub- jektiv ist. Ich empfehle meinen Kunden daher, das Stroh mit der Schüttelbox auszuschütteln, während es gemahlen wird. Geschnittenes Stroh ist in der Regel nicht kurz genug. Ein weiterer wichtiger Punkt für eine gute Fütterung ist natürlich, dass die gerechnete Ration zwischendurch mit einer Analyse überprüft wird. Landwirte sollten auch in guten Phasen Proben ziehen. So kennen sie ihre Erfolgsparameter und können die Ration bedarfsgerecht anpassen. ●

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