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Kokzidienfrei zu kräftigen Ferkeln

Andrea und Heinz-Josef Mersch aus Freren im Emsland bewirtschaften einen teilgeschlossenen Betrieb mit rund 200 Sauen und 700 Mastplätzen.

Auf den Punkt

  • Bei Saugferkeldurchfällen spielen nicht selten auch Kokzidien eine Rolle.
  • Ein Kombipräparat gegen die Parasiten und Eisenmangel kann die Ferkel bereits früh schützen.
  • In zwei Betrieben führte der Einsatz zu gesünderen Tieren und höheren Absetzgewichten.

Unsere Verluste durch den Fettdurchfall waren gar nicht so groß. Aber der Kot der Ferkel war wie Zahnpasta und nach dem Absetzen haben wir die Abferkelabteile nur mit Mühe sauber bekommen“, erinnert sich Heinz-Josef Mersch. Der Sauenhalter aus Freren im Emsland meint die Zeit, als Kokzidien in seinem Betrieb noch für leichte Absetzferkel und auseinandergewachsene Würfe verantwortlich waren. Seine Frau Andrea ergänzt: „Der Start in die Aufzucht war in dieser Zeit deutlich schwieriger, weil die Ferkel einfach nicht fressen wollten.“

Tierarzt Dr. Matthias Krone, der den Betrieb Mersch betreut, sagt: „Wir hatten auch Phasen, wo wir zum Ende der Säugezeit durchaus erhöhte Verluste hatten. Ich glaube, durch die Vorschädigungen im Darm hatten die Ferkel Erregern wie Clostridien und Rotaviren nicht viel entgegenzusetzen. Die Folge waren akute Todesfälle mit typisch verfärbten und geblähten Bäuchen.“

Kokzidien schwer nachzuweisen

Der Tierarzt verweist auch auf die Probleme bei der Diagnostik von Kokzidien. Die herkömmliche Diagnostik mittels Autofluoreszenz bleibt in Fällen wie im Betrieb Mersch häufig negativ und die Darmparasiten können nicht sicher als Verursacher identifiziert werden. Denn die betroffenen Tiere scheiden nur während kurzer Zeiträume die sogenannten Oozysten (Dauerstadien) aus.

Der für Kokzidiose bei Saugferkeln typische Durchfall tritt zusammen mit einer Oozystenausscheidung meist am fünften bis siebten und vom elften bis 13. Tag nach der Infektion auf. Die erste große Welle trifft den Abferkelstall in der zweiten Woche (Zehn-Tage-Durchfall). In dieser und der Folgewoche sind die Chancen am höchsten, Oozysten in Kotproben erkrankter Ferkel zu finden. Die Parasiten schädigen den Darm der Tiere so, dass sie die Nährstoffe aus der Milch schlechter aufnehmen und im Wachstum zurückbleiben. Die Folgen sind – wie im Betrieb Mersch – geringere Absetzgewichte und auch später in der Aufzucht und Mast eine schlechtere Futterverwertung.

Kombibehandlung am dritten Lebenstag

Heinz-Josef und Andrea Mersch hatten genug von den Durchfallproblemen. Obwohl sie schon parallel zum Eisen ein Antiparasitikum mit dem Wirkstoff Toltrazuril gegeben haben, blieb der Erfolg überschaubar. Erst seitdem sie auf Anraten ihres Tierarzts ein Kombipräparat gegen Kokzidien zusammen mit Eisen (in Form von Gleptoferron) einsetzen, hat sich die Situation deutlich verbessert. „Wir nehmen das jetzt seit zwei Jahren und beobachten, dass der Durchfall nahezu verschwunden ist und sich die Absetzgewichte erhöht haben“, berichtet Andrea Mersch. Positiv sei außerdem die damit verbundene Arbeitserleichterung mit nur einem Arbeitsgang.

Vor dem neuen Behandlungskonzept wurden die Ferkel mit 5,4 bis 5,6 kg abgesetzt. Ferkel mit 6 kg waren die Ausnahme. „Mittlerweile ist das die Untergrenze. Im Schnitt bringen die Ferkel heute 6,2 kg auf die Waage“, sagt Heinz-Josef Mersch. Ferkel mit 6,6 bis 6,8 kg Absetzgewicht seien heute keine Seltenheit mehr, fügt der Betriebsleiter an.

Wie sich höhere Absetzgewichte positiv auswirken können, zeigt auch eine Studie aus Spanien. Hier hat ein im Schnitt um ein halbes Kilogramm höheres Absetzgewicht zu einer um 0,1 verbesserten Futterverwertung in der Aufzucht geführt.

Anhand von Kotproben lassen sich die Oozysten nachweisen, am besten durch einen PCR-Test.

Guter Start im Flatdeck

Der Betrieb Mersch arbeitet im verlängerten 2-Wochen-Rhythmus mit durchschnittlich 24 Tagen Säugezeit. Im Stall stehen rund 200 Sauen der Genetik BHZP Viktoria. Bei im Schnitt 40 lebend geborenen Ferkeln pro Sau und Jahr liegen die Ferkelverluste bei knapp 15 Prozent. Damit ist Heinz-Josef Mersch noch nicht zufrieden. Seit Kurzem belegt er die Sauen mit dem als ruhig und umgänglich geltenden Endstufeneber db.77 Teamplayer – zumal er auch einen Teil der Ferkel in der eigenen Schweinemast mit Ringelschwanz einstallt.

Das Augenmerk liegt auf einem guten Start im Flatdeck. „Nach der Umstellung auf das Kombipräparat fangen die Ferkel, nun mit dem Umzug ins Flatdeck deutlich besser an zu fressen“, berichtet der Betriebsleiter. Den Grundstein legt er aber bereits im Abferkelstall. Um die Saugferkel früh ans Fressen zu gewöhnen, erhalten sie in den ersten drei Lebenstagen Wasser mit Brottrunk versetzt. Dieser ergänzt ab dem dritten Tag auch den angebotenen Prestarter.

„Zum Ende der Säugephase müssen wir dreimal am Tag die Futterschalen füllen, weil die Ferkel die Schalen wirklich leeren“, sagt Andrea Mersch. „Wenn wir dann einen Tag vor dem Absetzen gegen Mykoplasmen und Circovirus impfen, fressen sie aber einen Tag lang überhaupt nicht und gehen nur ans Gesäuge“, fügt sie hinzu.

Im Flatdeck bekämen sie den Prestarter noch vier bis fünf Tage – immer nur eine Schale voll, weil sie die dann bereits kennen. Wenn die leer sei, müssten sie ans Aufzuchtfutter gehen.

Im Flatdeck starten die Ferkel dank höherer Absetzgewichte besser durch.

Gesund auch in der Mast

Zwei Drittel der Aufzuchtferkel werden an zwei Mäster vermarktet. „Sie waren auch in den schlechten Zeiten immer faire Partner und haben sofort wieder eingestallt, sobald bei ihnen leer war“, betont Heinz-Josef Mersch. „Umgekehrt halten wir aber auch keine Ferkel zurück, wenn die Preise noch mal um 5 Euro steigen.“Die hohe Leistung mit 33,5 verkauften Ferkeln pro Sau und Jahr war auf dem Betrieb zuletzt eine Herausforderung. Der Platz im Flatdeck war zu gering, sodass überzählige Babyferkel verkauft werden mussten. Für Entspannung sorgt mittlerweile ein eigener Maststall. „Vor vier Jahren konnten wir den Nachbarbetrieb pachten und haben jetzt ausreichend Platz“, sagt Heinz-Josef Mersch. Die gesund im Flatdeck gestarten Tiere profitieren davon auch in der Mast. „Wir machen lediglich noch eine Wurmkur. Antibiotika brauchen wir so gut wie gar nicht und wenn, wegen eines lahmen Tiers“, berichtet Andrea Mersch.

Das Kombipräparat wird den Ferkeln intramuskulär verabreicht.

Beim Antibiotikamonitoring meldete der Betrieb im Frühjahr 2022 einen Indexwert von nur 0,031. Die Tiergesundheitskosten liegen bei 0,89 Euro je Mastschwein. Auch mit den erzielten Masttagszunahmen von im Schnitt 940 g bei einer Futterverwertung von 1:2,62 ist Familie Mersch mehr als zufrieden.

„Wir werden jetzt beim Tierwohl-Label einsteigen und bauen den Maststall gerade um“, sagt Heinz-Josef Mersch. Damit könne man zwar 100 Schweine weniger mästen, aber im Herbst 2021 sei man normale Schweine gar nicht mehr los geworden. Nachgefragt wurden hier nur noch Tierwohlschweine. (br) 

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