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Wie die Ileitisimpfung gegen Ferkeldurchfall hilft

Sauenhalter Ralf Wülpern (rechts) und Mitarbeiter Tigran Ter-Ghazaryan nutzen für die Ileitisimpfung über das Trinkwasser eine spezielle Pumpe.

Auf den Punkt

  • In den von Ralf Wülpern mit Ferkeln belieferten Mastbetrieben traten Probleme mit Ileitis auf.
  • Seitdem impft er seine Ferkel im Flatdeck über das Trinkwasser gegen die Darmerkrankung.
  • Die Mäster sehen den Impferfolg. Die Tiere wachsen homogener und es gibt kaum noch Durchfall.

Sich viele Gedanken machen und betriebseigene Lösungen finden – das ist typisch für Ralf Wülpern. „Wer nichts erfindet, verschwindet“, ist das Motto des Ferkelerzeugers, der im niedersächsischen Rockstedt, Landkreis Rotenburg (Wümme), einen Betrieb mit 520 Sauen und 2.700 Aufzuchtplätzen im 3-Wochen-Rhythmus bewirtschaftet.

Er setzt schon lange auf die BHZP-Sau Viktoria, weil sie nach seinen Erfahrungen sehr mütterlich ist. Seit Kurzem paart er sie mit einem Duroc-Eber an. Seine Sauen setzen etwa 35 Ferkel pro Jahr ab. Die Saugferkelverluste liegen bei 10 Prozent. Um die Ferkel optimal zu versorgen, nutzt er Ammensauen. „Das klappt sehr gut, nicht zuletzt weil wir so hervorragende Mitarbeiter haben“, betont Ralf Wülpern.

Gesunde Ferkel sind die Basis

Alles dreht sich bei dem Sauenhalter um die Tiergesundheit. „Ich war schon immer ein Freund von vorbeugenden Maßnahmen. Gesunde Schweine sind für uns elementar. Sie sind die Basis unserer Vermarktungsstrategie“, erklärt der Landwirt.

Seine Ferkel werden mit Ringelschwanz aufgezogen, da er auch an Mäster liefert, die in den Haltungsstufen 3 und 4 Strohschweine mästen und die Tiere an Metzgereien vermarkten. „Der Ringelschwanz funktioniert nur bei ganz gesunden Tieren, die sich zudem wohl fühlen“, sagt Ralf Wülpern.

Die mit Ringelschwanz aufgezogenen Ferkel erhalten ein selbst entwickeltes Müsli.

Deswegen setzt er neben ausgeklügeltem Futter mit viel Struktur – unter anderem wird bei den Ferkeln ein selbst entwickeltes Müsli eingesetzt – schon lange auf eine umfangreiche Prophylaxe und impft die Ferkel gegen PRRS, Mykoplasmen und Circo. „Aus diesem Grund haben wir auch einen sehr niedrigen Antibiotika-Therapieindex. Unser nächstes Ziel ist die antibiotikafreie Aufzucht.“

Trotz so gut geschützter Ferkel kann es Probleme geben. „Wir liefern unsere Ferkel an fünf feste Mäster. Vor etwa einem Jahr bekamen die Tiere bei einem Mäster plötzlich Durchfall und bei einem anderen wuchsen sie auseinander. Die Diagnostik vor Ort ergab Ileitis“, berichtet Ralf Wülpern.

Die Darmerkrankung Ileitis ist sehr verbreitet und die Erreger (Lawsonien) sind in nahezu jedem Schweinebestand vorhanden. Nicht nur die akute Form macht Probleme, sondern schon die subklinische Verlaufsform. Selbst wenn sie keine Krankheitssymptome wie Durchfall auslösen, können Lawsonien zu Minderzunahmen und einer schlechteren Futterverwertung führen.

Behandeln lässt sich Ileitis mit Antibiotika. Diese Therapie kann aber nur für den akuten Fall eine Lösung sein, denn sie schützt nicht die nachfolgenden Schweine. Für den dauerhaften Schutz über die gesamte Mastdauer können die Tiere gegen Ileitis geimpft werden. Deshalb startete der Mäster, eine Woche nachdem er die 28-kg-Ferkel von Ralf Wülpern bekam, mit der Schluckimpfung gegen Ileitis.

Das funktionierte jedoch nicht so gut wie erwartet, weil die Impfung offensichtlich zu spät kam. Bestandstierarzt Sönke Hartjen vom Vet-Team aus Vechta erklärt, warum: „Infektion und Impfung hatten sich hier zeitlich überlagert. Die Ferkel infizieren sich sofort beim Einstallen in die Mast und wenn sie dann nicht geimpft sind, bricht die Erkrankung kurze Zeit später aus.“ Insofern müsse die Impfung bereits in der Aufzucht, also rechtzeitig vor der Infektion erfolgen, damit die Ferkel spätestens zum Einstallen in die Mast eine belastbare Immunität ausgebildet hätten.

Ferkel noch im Flatdeck geimpft

Deshalb wandte sich der Mäster an Ralf Wülpern. Für den Sauenhalter war sofort klar, dass er die Ileitisimpfung in sein Tiergesundheitsmanagement integriert, obwohl eine sofort eingeleitete Diagnostik bei drei Altersgruppen seiner Ferkel noch keine Lawsonien nachweisen konnte. „Wir haben unsere Mäster informiert und alle waren sofort mit der Impfung einverstanden, auch mit der finanziellen Beteiligung“, sagt Ralf Wülpern und ergänzt: „Wir machen es immer so, dass alle Mäster auch alle Maßnahmen mittragen. Das funktioniert sehr gut.“

Auch Ralf Wülpern entschied sich für die Schluckimpfung gegen Ileitis. Sie kann oral gedrencht oder über das Trinkwasser oder die Flüssigfütterung verabreicht werden. Die ersten zwei Durchgänge drenchte Ralf Wülpern mit seinem Team, was aber bei knapp 1.000 Ferkeln alle drei Wochen sehr viel Zeit in Anspruch nahm. Deshalb stellte Ralf Wülpern auf die Schluckimpfung via Trinkwasser um.

Die zur Kontrolle mit einem blauen Farbstoff versehene Impflösung wird dann von den Ferkeln über die Tränke aufgenommen.

„Die Schluckimpfung über das Trinkwasser ist an sich sehr praktisch. Allerdings nutzte ich zuerst meinen Medikamentendosierer dafür. Das funktionierte zwar gut, aber ich musste am Tag zuvor immer den Wasserverbrauch für die Zeit aufschreiben, in der die Ferkel den Impfstoff aufnehmen sollten. Darauf musste ich dann das Stammlösungsvolumen berechnen“, erklärt Ralf Wülpern.

Ileitispumpe als Alternative

Damit dieser Schritt wegfällt, schlug ihm sein Tierarzt Sönke Hartjen vor, eine spezielle Ileitispumpe zu installieren, die seit einigen Monaten auf dem Markt ist. „Sie wird ausschließlich für den Impfstoff genutzt, ist nicht verunreinigt und daher in der Hygiene deutlich besser.“

Die Ileitispumpe ist an der Wasserleitung installiert und pumpt die Impfstofflösung zu den Abteilen.

Medikamentendosierer werden dem Tierarzt zufolge auch für die Leitungsdesinfektion, orale Antibiotikagaben und sonstige Medikamente sowie für Säurezugaben genutzt. Deshalb müsse man sie sehr gut säubern, wenn man sie auch für den Impfstoff nutzen wolle. Ansonsten könne die Impfung nicht optimal wirken.

„Die Ileitispumpe braucht nur wenig Platz und lässt sich einfach installieren. Einmal eingebaut und auf den Wasserdruck eingestellt, läuft sie ohne weiteren Aufwand“, sagt Sönke Hartjen.

Damit die Ferkel zum Einstallen in die Mast eine Immunität aufbauen können, erfolgt die Impfung zwei Wochen vor Ende der Aufzucht. „Dieser späte Impfzeitpunkt ist für die beteiligten Betriebe ideal. Die Ferkel sind alt genug und stabil sowie impffähig. Und je später wir impfen, desto länger schützt die Impfung in der Endmast“, erklärt der Tierarzt.

Tierarzt Sönke Hartjen rät, die Ferkel bereits im Flatdeck gegen Ileitis zu impfen.

Ralf Wülpern ist bisher sehr zufrieden mit der Ileitispumpe. „Wir haben sie jetzt seit einigen Wochen im Einsatz. Anfangs haben wir ein wenig getüftelt, damit die Pumpe optimal an der Wasserleitung sitzt, denn die Zuleitung zu den Abteilen darf nicht zu lang sein. Sonst dauert es zu lange, bis der Impfstoff in der Tränke ankommt“, berichtet der Sauenhalter.

Jetzt müsse man nur noch einen knappen Liter Wasser vorbereiten, den blauen Wasserstabilisator Thiosulfat und dann die jeweils benötigten rund 1.000 Impfdosen hinzufügen. Alles zusammen ergebe ein Stammlösungsvolumen von 3 l. „Innerhalb von sechs Stunden transportiert die Pumpe den Impfstoff in jedes Abteil, ohne dass wir uns weiter kümmern müssen. Jedes Schwein hat dann seine Dosis aufgenommen“, sagt Ralf Wülpern.

Mäster sehen den Impferfolg

Die Mäster, die jetzt schon seit einem Jahr gegen Ileitis geimpfte Ferkel von Ralf Wülpern bekommen, sind mit dem Impfergebnis sehr zufrieden. Christoph Lülfs aus Tewel bei Soltau ist einer von ihnen. Er hält seine Schweine in einem konventionellen Maststall mit Auslauf und Stroheinstreu und vermarktet sie wöchentlich an Metzger (siehe dazu Beitrag „Mit Roggen satt und gesund“ in agrarheute Schwein Juni 2022).

Für Ferkelerzeuger Ralf Wülpern ist die Ileitisimpfung ein fester Baustein für eine gute Darmgesundheit seiner Tiere. Dies spiele auch bei der Haltung von unkupierten Schweinen eine wichtige Rolle.

„Bei uns wuchsen damals die Schweine auseinander und hatten dünneren Kot. Die gegen Ileitis geimpften Tiere entwickeln sich gleichmäßig und auch die Darmstabilität ist besser geworden. Speziell der gesündere Darm ist für uns sehr wichtig, da wir Schweine mit Ringelschwanz halten“, betont der Mäster. Er merke die Impfwirkung auch daran, dass seine Verkaufsgruppen einheitlicher und die Abteile fünf bis sieben Tage früher geräumt seien.

Christoph Lülfs möchte auf jeden Fall auch künftig gegen Ileitis geimpfte Mastferkel einstallen. Sauenhalter Ralf Wülpern und Tierarzt Sönke Hartjen befürworten dies. „Eine stabile Darmgesundheit ist die Basis für das tierische Wohlbefinden und für eine gute Futterverwertung. Speziell Letzteres ist bei den derzeit ständig steigenden Futterpreisen auch ein Argument für die Impfung“, bringt es Sönke Hartjen auf den Punkt.“ (br)

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