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Propolis

Sieben Schritte zur Propolis-Tinktur

Nach dem Klären im großen Behälter filtriere ich die Propolis-Lösung in ausrangierte Kaffeekannen.

Bienenvölker haben in der Vergangenheit erkannt, dass der harzige Überzug, der Knospen verschiedener Baumarten vor Krankheitserregern und vor dem Austrocknen schützt, auch im Bienenstock hilfreiche Dienste leisten kann. Die antimikrobielle Schutzfunktion und die Möglichkeit, damit Ritzen verschließen zu können, hilft sowohl gegen Krankheitserreger als auch gegen tierische Eindringlinge. Alle Oberflächen der Beute werden mit einer hauchdünnen Schicht Propolis überzogen, und alle Ritzen, die drei Millimeter und enger sind, werden zugekittet, damit sich darin keine Gegenspieler verstecken können. Größere Mengen Kittharz finden wir auch an den Hoffmann-Seitenträgern, den Rähmchenauflagen, auf den Rähmchenoberträgern unter der Folie, unter Futtertrögen oder Deckeln. Zum Sammeln eignen sich auch aufgelegte Gitter, die der Fachhandel anbietet. Ganz selten verengen die Bienen auch die Fluglöcher mit dem Kittharz.

Ab der Sommersonnwende nimmt die Neigung, Knospenharze zu sammeln, massiv zu. Die Völker beginnen, sich auf die Winterruhe vorzubereiten, und versiegeln alle Bereiche des Stockes, die schlecht geputzt werden können. Damit fällt diese Zeit leider auch in die Phase der Varroabekämpfung. Werden dafür fettliebende Substanzen oder Träufelpräparate verwendet, wie sie in allen Varroaziden mit Ausnahme der Ameisensäure enthalten sind, wird es für die spätere Propolis-Gewinnung schwierig. Es muss mit beträchtlichen Rückständen im Endprodukt gerechnet werden. Ob man Propolis von den Rähmchen abkratzt oder Gitter auflegt, muss jeder selbst entscheiden. In den letzten Jahren bin ich zum Abkratzen übergegangen und nutze jede Gelegenheit, um die Propolis in einem verschließbaren Gefäß zu sammeln. Propolis riecht sehr intensiv. Das heißt, sie enthält eine Vielzahl flüchtiger Substanzen. Um diese nicht zu verlieren, ist ein Glasgefäß mit sogenanntem Twist-Off-Deckel bis zur weiteren Verarbeitung empfehlenswert. Wie gehe ich bei der Herstellung der Tropfen vor?

Da es keine Vorschrift für die Herstellung von Propolis-Lösungen gibt, muss sich jeder selbst auf eine Rezeptur festlegen und sollte diese dann auch beibehalten. Anregungen und Fragen zu Propolis gerne an: klaus.wallner@uni-hohenheim.de

Mein Rezept für Propolis-Tinktur

1. Abwiegen und mahlen

250 Gramm Roh-Propolis in einen dicht schließenden Ein-Liter- Kunststoffbehälter mit großer Öffnung geben. Die alkoholische Extraktion beschleunige ich, indem ich gefrorene Propolis mit Großmutters alter, ebenfalls gefrorener Kaffeemühle, zermahle. An der größeren Oberfläche kann der Alkohol schneller auf die Inhaltsstoffe zugreifen. Wer Zeit hat, kann auf das Zermahlen verzichten.

2. Mit Alkohol ansetzen

Ich verwende generell 60-prozentigen Alkohol, denn diese Konzentration löst die interessanten Inhaltsstoffe am besten heraus. Diesen Alkohol kaufe ich beim Schnapsbrenner. Hochprozentiger Trinkalkohol (95–98 Prozent) aus dem Handel kann mit Wasser verdünnt werden.

Wer Schnaps, den er nicht mehr trinken möchte, aufbrauchen will, mischt ihn entsprechend mit reinem Alkohol hoch. (Eine Hilfe zum Berechnen der Anteile ist das Mischungskreuz aus dem Chemieunterricht). Um einen Liter 60-prozentige Lösung herzustellen, mischt man 614 Milliliter reinen Alkohol mit 387 Millilitern Wasser. Um eine 0,7-Liter-Flasche mit 42-prozentigem Schnaps, egal welcher Sorte, hochzumischen, gebe ich 312 Milliliter reinen Alkohol zu.

Die Propolis mit dem Alkohol auf einen Liter auffüllen und etwa sechs Wochen ziehen lassen. Der Alkohol löst allmählich alle harzigen Bestandteile auf, aber kaum das Bienenwachs.

3. Täglich schütteln

In diesen sechs Wochen schüttle ich meine Lösung täglich. Mein Geheimtipp: Den Behälter ins Auto legen. Dadurch wird er genug durchgeschüttelt. Bruchsicher sind Plastikbehälter. Da bestimmte Inhaltsstoffe lichtempfindlich sind, sollte der Behälter auch lichtdicht sein.

4. Grob klären im Keller

Nach der Schüttelphase trennt man die unlöslichen Bestandteile von der Flüssigkeit. Dazu stelle ich den Behälter drei Wochen lang an einen konstant kalten Ort – bei mir der Keller. Dabei setzt sicheine schlammige Masse am Boden ab.

5. Lösung filtern

Nach dem Klären im großen Behälter filtriere ich die Propolis-Lösung in ausrangierte Kaffeekannen.

Im dunklen, klaren Überstand schwimmen eventuell noch kleine Holzteilchen, Bienenflügel oder Pollen, die ich abfiltere. Dafür nehme ich die geklärte Lösung mit einem Schöpflöffel oben ab und gieße sie durch einen Kaffeefilter. Eine schlammige Masse bleibt unten im Behälter. Diesen Bodensatz filtere ich danach mit einem Nylonstrumpf, um noch enthaltene Flüssigkeit zu verwerten. Der feste Rest – der Trester – kann als Baumwachs zum Wundverschluss beim Baumschnitt verwertet werden oder kommt auf den Kompost.

Mit Bodensatz im Nylonstrumpffilter gewinne ich effizient alle Propolis-Reste.

6. Fein klären im Kühlschrank

In der gefilterten Lösung befinden sich noch ölige, schwarze Bestandteile, die rein optisch stören können. Wer die auch noch aklären möchte, füllt die Lösung in eine dicht schließende Flasche und stellt sie einige Wochen in den Kühlschrank. Durch die geringere Molekülbewegung in der Kälte fallen sie aus und setzen sich zähflüssig am Boden ab.

7. In Tropfflaschen abfüllen

Zum Schluss fülle ich diese Lösung ohne den Bodensatz vorsichtig mit einer Einmalspritze mit dünnem Schlauch in Tropfflaschen um.

Propolis-Honig für Kinder

Für Kinder lasse ich den Alkohol der Tinktur auf warmem Honig verdunsten.

Die Tinktur mit verdunstetem Alkohol rühre ich anschließend in den cremigen Honig ein.

Eine milde, alkoholfreie Variante stelle ich her, indem ich 50 Milliliter der Tinktur auf die Oberfläche von 5 Kilogramm Honig gieße. Der Honig steht in einem 30 Grad warmen Wasserbad. Das wiederhole ich insgesamt sechs Mal alle zwölf Stunden, bis 300 Milliliter der Tinktur aufgegossen sind. Nach weiteren zwölf Stunden ist der Alkohol entwichen und ich rühre die Tinktur mit meinem Rapido ein.

Die rechtliche Situation

Die Herstellung von Propolis-Tropfen ist kein Hexenwerk, das Vermarkten dagegen die große Schwierigkeit, insbesondere wenn Propolis-Produkte öffentlich angeboten werden. Gesundheitsbezogene Aussagen machen das Produkt automatisch zu einem Arzneimittel. Dann gilt das Arzneimittelgesetz (übrigens eines der schärfsten Gesetze, die wir haben) mit dem Paragraphen § 13, Absatz 1: Zur Herstellung von Arzneimitteln bedarf es einer behördlichen Erlaubnis genauso wie für das Inverkehrbringen (§ 21, Abs. 1  AMG). Dafür sind toxikologische Gutachten erforderlich und vor allem eine exakte Definition der Zusammensetzung. Es gibt keine Chance für den Imker, dies zu erreichen. Die professionellen Hersteller haben sich in die Kosmetikverordnung gerettet. Die Mundhöhle wird dabei zur Körperoberfläche gerechnet. Aber auch für Kosmetikartikel gibt es eine Vielzahl von Regeln, die beachtet werden müssen. Es gilt die Kosmetikverordnung mit den Richtlinien für die „Gute Herstellungspraxis", die die Produktqualität gewährleisten. Imker in anderen EU-Ländern haben hier wesentlich mehr Handlungsspielraum.

Der Verkauf einer nach Kosmetikverordnung1 hergestellten Propolis-Lösung2 ist ohne Schwierigkeiten3 möglich.

1 hergestellt von einem zertifizierten Unternehmen

2 keine selbst hergestellten Lösungen

3 ohne medizinische Hinweise

Fleck weg!

Versehentlich verspritzte Lösung hinterlässt auf Stoffen, aber auch Holzoberflächen Verfärbungen, die kaum noch rausgehen. Mein Geheimtipp ist ein Reiniger auf Basis von Orangenschalenöl oder das pure Öl. Es löst übrgens auch hartnäckige Klebeetiketten vom Honigglas.

Autor

Dr. Klaus Wallner

Dr. Klaus Wallner arbeitet im Bereich Rückstandsanalytik und Bienenschutz an der Landesanstalt für Bienenkunde der Universität
Hohenheim.

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