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Einfüttern

„Ohne Energie können wir keinen Zucker produzieren“

Im Handel wurde bei den 28-kg-Kartons Apiinvert die Preismarke von 30 Euro dieses Jahr überschritten. Wie kam es zu diesem Anstieg?

Wir haben immer Preislisten für die ganze Saison. Wir sind für das Jahr 2022 – noch ohne Ukraine-Krieg – mit einem leichten Inflationsaufschlag an unsere Händler gegangen. Die Preise stehen bis heute. Wir verkaufen das Futter also an unsere Händler, die verkaufen es dann an die Imker weiter. Beim Endpreis dürfen und wollen wir gar keinen Einfluss nehmen. Wenn einzelne Händler jetzt schon die Preise erhöhen, kann es sein, dass sie damit die aktuell hohe Nachfrage ausgleichen. In der jetzigen Saison kommt von uns keine Preiserhöhung beim Bienenfutter.

Inwiefern tangiert Sie der Ukraine-Krieg?

Auf den ersten Blick nicht, da wir unsere Zuckerrüben regional anbauen. Aber auch wir brauchen viel Energie, wie Gas. Zudem fehlt Getreide, aus dem man auch Bienenfutter herstellen kann.

Letztes Jahr gab es ab August kaum Apiinvert im 28-kg-Karton mehr. Was war da los?

Ja, letztes Jahr war für Imker ein katastrophales Jahr: Viele Imker mussten von Februar bis August füttern – und haben deshalb 30% mehr Futter gebraucht. Mit so einem Jahr konnten wir nicht rechnen und haben eben grob so kalkuliert wie in den Vorjahren. Dafür haben wir auch Verpackungsmaterial, also die Innenbeutel und die Kartons bestellt. Durch die hohe Nachfrage gingen die aber irgendwann aus und wir konnten sie auch nicht nachbestellen, weil die Folie am Weltmarkt einfach nicht vorhanden war.

Nehmen Sie uns mal mit: Wie wird aus einer Zuckerrübe Sirup für Bienen?

Aus der Zuckerrübe stellen wir weißen Zucker her. Dieser wird dann in Wasser gelöst. Das Problem ist, dass diese Lösung irgendwann gärt. Wir spalten deshalb mit Inversionsharzen den Zucker auf. Ähnlich wie die Biene, die das mit Invertase macht. Zusätzlich geben wir 10% Fruktose hinzu, damit das Futter im Winter nicht auskristallisiert.

Und den Futterteig machen Sie wie die Imker aus Puderzucker ?

Nein, den machen wir auch aus Zuckerwasser und geben Glukose hinzu, die aber aus Weizen oder Mais stammen muss. Dann kristallisiert diese Masse ganz langsam – ähnlich wie wenn Imker Blütenhonig cremig rühren.

Und was ist beliebter bei den Imkern: Sirup oder Futterteig?

In Südeuropa haben die Imker oft keine langen Winter, sondern nur eine Trachtlücke von ein paar Wochen. Deshalb füttern sie gerne mit Fondant. In Deutschland haben wir längere Winter, weshalb überwiegend Sirup gefüttert wird.

Beim Thema Bio sind wir Imker gerne etwas scheinheilig: Wir fordern oft mehr Bio-Landwirtschaft und kaufen dann selbst konventionellen Zucker. Wie ist bei Ihnen die Nachfrage?

Da haben Sie recht. Bio-Zucker ist nach wie vor eine Nische. Es ist zwar ein gewisser Grundstock da, es wächst aber nur sehr langsam. Trotzdem glaube ich, dass unsere Produkte nachhaltig sind, auch weil sie regional verarbeitet werden. Das hat auch wirtschaftliche Gründe: Die Zuckerrübe enthält 70 % Wasser, ist damit schwer und der Transport teuer.

Wie werden sich 2023 die Preise entwickeln?

Hier haben wir noch keine festen Kalkulationen. Es wird aber schon eine deutliche Preissteigerung geben. Das hat verschiedene Gründe: Einerseits konkurrieren die Zuckerrüben auf dem Acker auch gegen Getreide oder Mais. Wir müssen den Landwirten für die Zuckerrüben dann ebenfalls mehr bezahlen – sonst bauen sie stattdessen mehr Weizen, Raps oder Sonnenblumen an. Andererseits brauchen wir für die Zuckerproduktion viel Energie, vor allem Gas. Hier explodieren die Preise gerade. Ohne Gas können wir keinen Zucker produzieren und die Rüben verfaulen uns auf dem Acker.

Aber es wird Zucker verfügbar sein?

Ja, das kriegen wir schon hin. Ich will den Imkern auch davon abraten zu hamstern. Einerseits, weil auch Futter ein Haltbarkeitsdatum hat und sich bei langer Lagerung HMF bildet. Andererseits gibt es nur eine begrenzte Menge Bienenfutter, wenn jeder zweite Imker einen Karton mehr kauft, funktioniert das System nicht mehr. Weißen Haushaltszucker gibt es notfalls immer. Wir lassen die Imker und die Bienen da nicht hängen.

Interviewpartner

Detlev Rausch

ist seit über 30 Jahren bei Südzucker und aktuell als Verkaufsleiter für den Bereich Südostdeutschland tätig. Hierbei ist er auch für die Api-Produkte verantwortlich.

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