Der Duft von Regen

Da hat Ihre Nachbarin recht! Noch bevor erste Tropfen fallen, kündigt sich ein Sommerregen mit erdigem, frischen, feuchten Duft an. Kommen die Regenwolken näher, verstärkt sich der markante, für die meisten Menschen angenehme Geruch namens Petrichor. Den Begriff für den Regenduft haben Mineralogen geschaffen, aus den griechischen Wörtern „petra“ (= Fels, Stein) und „ichor“ (= Blut der Götter). Sie wollten in den 60er-Jahren endlich etwas benennen, was jeder Mensch kannte, aber nicht in Worte fassen konnte.

Regen selbst riecht nach nichts. Doch fällt er auf die Erde, wirbelt er ätherische Öle auf, die von Pflanzen vor allem an heißen Tagen freigesetzt wurden und sich auf Erde, Stein und auf Asphalt gelegt haben. Größtenteils sind sie im Staub gebunden, der seinerseits in die Nase steigt. Schon bei zunehmender Luftfeuchtigkeit berühren winzige Mengen Wasser den Boden und schicken die Aromen auf Reise. Zum typischen Duft trägt noch dazu das Geosmin bei, eine organische Verbindung, die bestimmte Bodenbakterien freisetzen: Wissenschaftler haben kürzlich herausgefunden, dass Bakterien der Gattung Streptomyces gezielt Geosmin aussenden, um ihre Fortpflanzung zu sichern. Der Duft zieht Springschwänze an, die z. B. auch im Kompost organisches Material zersetzen. Sie fressen mit Vorliebe die trickreichen Bakterien und verbreiten auf dem Wege deren Sporen, indem sie diese mit sich tragen oder in Kotbällchen ausscheiden.