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Kuhstall wird digital

Es gibt zahlreiche Apps zu den Bereichen Herdenmanagement, Fruchtbarkeit oder Fütterung.

Die Kommunikation zwischen den Systemen, die automatische Dokumentation sowie die Fehler und Fehlermeldungen, die uns täglich erreichen und in unseren Arbeitsprozessen beeinflussen, sind allgegenwärtig und das im 24/7-Modus. Die Digitalisierung sollte für uns arbeiten und nicht umgekehrt. Nur so werden wir die Vorzüge der Digitalisierung ökonomisch nutzen können und nur so lassen sich die Arbeitsbedingungen optimieren und die Qualitäten unserer Produkte garantieren. Alle Beteiligten sind aufgefordert, sich einzubringen und konstruktiv an einem möglichen Gesamtsystem mitzuwirken.

Der wirtschaftliche Erfolg eines Milchviehbetriebes hängt nicht nur von der Milchleistung ab, sondern vor allem vom Gesundheitsstatus der gesamten Herde. Hier spielen viele Faktoren eine Rolle: ein Stall mit Kuhkomfort, Licht, viel frischer Luft und ausreichend Platz sowie eine an der Milchleistung ausgerichteten Fütterung und ausreichend Wasser. Nur Tiere, die sich wohl fühlen, bringen auch gute Leistungen.

Tierwohl ist eine Verpflichtung für jede Milchviehhalterin und jeden Milchviehhalter. Automatische und digitale Systeme unterstützen sie dabei, denn die Technik erleichtert die Einzeltierbeobachtung sowie die tägliche Arbeit und liefert viele Daten, die zusammengenommen ein gutes Bild vom Wohlergehen einer jeden Kuh abgeben.

Die Kuh hat einen Stoffwechsel wie ein Hochleistungssportler. Sie reagiert sehr sensibel auf eine unausgewogene Futterration oder auch auf Rationen, deren Inhaltstoffe und Bestandteile variieren – etwa durch Varianzen beim Beladen des Futtermischwagens. Schwankungen in der Futterration sind direkt in der Milchleistung abzulesen.

Das Verdauungssystem der Kühe ist die Schaltstelle für Wohlbefinden, Gesundheit und Leistung. Sensoren am Hals einer Kuh erfassen die Wiederkautätigkeit sowie das Fressverhalten und die Futteraufnahme, Pedometer an den Beinen oder Sensoren am Hals messen die Bewegungsaktivität der Kuh. Mit diesen erfassten Daten lassen sich beispielsweise Brunst und der optimale Besamungszeitpunkt der Kühe erkennen. Die Sensoren weisen auch aus, wie lange eine Kuh steht oder liegt. Daraus ergeben sich wichtige Hinweise über die Gesundheit der Kühe, über eventuelle Lahmheiten, Eutererkrankungen oder auch bevorstehende Kalbungen.

Aus den Daten entsteht ein Frühwarnsystem

Wenn dann noch die erhobenen Daten aus dem Melkstand oder dem automatischen Melksystem hinzukommen, wird das Bild vom Wohlbefinden der einzelnen Kuh noch deutlicher. Neben der Milchmenge werden auch Leitwert und Farbe der Milch bzw. in manchen Systemen zusätzlich die Inhaltstoffe und der Zellgehalt der Milch gemessen. Werden alle Daten zusammengeführt, funktionieren sie wie ein Frühwarnsystem: fällt beispielsweise die Milchmenge im Vergleich zum Vortag deutlich ab und die Auswertung des Bewegungsprofils der Kuh ergibt, dass sie viel gestanden hat, könnte sich eine Euterentzündung ankündigen.

Der Milcherzeuger hat dadurch die Möglichkeit, auffällige Kühe frühzeitig und gezielt zu untersuchen und Erkrankungen zu erkennen, bevor sie klinisch sichtbar werden und hohe Kosten verursachen. Viele überbetriebliche Auswertungen zeigen auf, dass bei Erkrankungen wie beispielsweise Euterentzündungen neben den reinen Behandlungskosten auch die Folgekosten wie eine geringe Milchleistung die Wirtschaftlichkeit der Milchviehhaltung belasten.

Die erhobenen Daten können nur optimal genutzt werden, wenn sie in einem Herdenmanagementprogramm zusammengeführt werden. Sinnvollerweise sollten auch externe Daten wie die Ergebnisse der Milchkontrolle, Protokolle des Klauenpflegers oder des Tierarztes über eine Schnittstelle integriert und verarbeitet werden können. In den Herdenmanagementprogrammen lassen sich Alarm- und Tierkontrolllisten nach bestimmten Kriterien anlegen oder Tiere für die Selektion nach dem nächsten Melkdurchgang zusammenstellen.

Häufig werden Daten und Alarme direkt auf das Smartphone geschickt. Es gibt zahlreiche Apps zu den Themen Herdenmanagement, Fruchtbarkeit oder Fütterung; teilweise auch unabhängig von den Herdenmanagementsystemen oder der Software der Melktechnikfirmen. Dadurch haben alle, die im Stall arbeiten, praktische Hilfsmittel und die nötigen Informationen sofort zur Hand.

Ortungssysteme per GPS (Global Positioning System) helfen, den Standort der Kühe schnell und präzise zu bestimmen. Mit satellitengestützter Technik ist es möglich, den Standort der Tiere in Echtzeit zu ermitteln und auf Tablet-PC oder Smartphone darzustellen. Kühe, die längere Zeit nicht am Melkroboter waren und geholt werden müssen, sind schnell gefunden, ebenso Kühe, die zur Besamung anstehen. Das sorgt für Ruhe in der Herde und spart Arbeitszeit und die Wege der Kuh im Stall sind nachzuvollziehen. Einteilung und Organisation im Stall lassen sich so optimieren.

Alles im Blick: Milchviehhalter werden zum Datenmanager.

Der Weg vom Herden- zum Datenmanager

In Zukunft werden wir Herden- und Datenmanager sein. Denkbar wäre eine Bündelung, Strukturierung und Bewertung der Daten durch Herdenmanagementsysteme und standardisierte Datenbanken mit Schnittstellen.

Aber Daten machen eine Kuh nicht trächtig oder satt, ersetzen nicht das Denken und Handeln und ändern weder die Natur der Kühe noch die der Milchviehhalter. Nicht jedes System passt zu jedem Menschen. Digitale Hilfsmittel sind kein Ersatz, sondern Ergänzung und Hilfe und verändern die Form der Zusammenarbeit im Milchviehbetrieb durch mehr Transparenz. Die Industrie muss sich von Insellösungen verabschieden.

Sensoren erfassen Aktivitäts- und Gesundheitsdaten jeder Kuh, die dem Milcherzeuger helfen, Auffälligkeiten in seiner Herde frühzeitig zu erkennen und zu behandeln. Das kommt sowohl dem Wohl des Tieres als auch der Wirtschaftlichkeit des Betriebes zugute. Die Daten ermöglichen es, die Bedürfnisse des einzelnen Tieres zu erkennen.

Ebenfalls möglich ist der Austausch dieser Daten mit Beratern oder dem Tierarzt. Wichtig sind Lösungen, das gesamte Herdenmanagement und die Einzeltierdaten hinsichtlich Leistung, Fruchtbarkeit, Gesundheit und Tierverhalten in Zukunft komplett digital zu erfassen. Dann könnten Softwaresysteme sämtliche Parameter auswerten und direkte Handlungsempfehlungen mitliefern. Digitale Helfer sollen Tierkontrolle, Management und Dokumentation erleichtern, Arbeitszeit einsparen und Freiräume schaffen.

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