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Optimierung ist heute absolutes Muss

Wer als Schweinemäster seine Ferkel aktuell 2 bis 3 kg leichter einstallt, tut sich selbst nicht weh, schafft aber etwas Luft bei den Ferkelerzeugern.

Die Schlachtschweinenotierungen gehen seit einigen Wochen endlich in die richtige Richtung. Ob sie für Mastläufer, die jetzt eingestallt werden, kostendeckende Erlöse bringen werden, kann aktuell trotzdem niemand vorhersagen. Zu unsicher ist die Kostenseite mit zu vielen unbekannten Faktoren. Aber: Auf der Seite des Lebensmittelhandels scheint sich zumindest die Erkenntnis durchzusetzen, dass die immens gestiegenen Produktionskosten nicht beim Schweinemäster, Ferkelerzeuger oder Schlachthof hängen bleiben können. Erst recht nicht vor dem Hintergrund des neuen „Standards“ 5xD.

Schweinemäster in Deutschland haben in den vergangenen Jahren ihre biologischen Leistungen und betriebswirtschaftliche Parameter laufend verbessern können. Die Zunahmen stiegen, die Mastdauer wurde verkürzt, die Futterverwertung wurde verbessert und der Futterverzehr je Tag wurde gesteigert. Diesen Weg müssen Mäster jetzt konsequent weiterverfolgen. Das erhöht die Chance, in vier Monaten ein Plus unter der Abrechnung zu haben.

Erfolgsfaktoren kennen

Schweinemäster müssen dafür ihre Erfolgsfaktoren kennen. Die Zahlen aus den Betriebszweigauswertungen geben darüber Aufschluss. Beispielhaft sind in Tabelle 1 die wirtschaftlichen Auswirkungen verschiedener Leistungsparameter aufgeführt. Die Zahlen aus der Broschüre „Typisch Ökonomie“ von Boehringer Ingelheim stammen von 2018 und bezogen sich auf einen Mastbetrieb mit 3.000 Mastplätzen und 2,8 Umtrieben. Der zugrunde gelegte Futterpreis dürfte sich gemittelt um 23€/dt bewegt haben. Heute liegt er fast doppelt so hoch, sprich, die finanziellen Effekte von Verbesserungen sind deutlich stärker. Die Futterkosten machen knapp 60 % der Produktionskosten aus. Schon vor Beginn des Ukraine-Krieges waren die Futterkosten so hoch wie nie. Beim Vor-Corona-Preis von 25 €/dt Futter und rund 250 kg Futter je Mastschwein betrugen die Futterkosten rund 66,50 €. Aktuell liegen die gemittelten Werte für Schweinemastfutter über 40 €/dt. Das bedeutet 100 € Futterkosten und mehr je Schwein! Umso dringlicher ist es, kurz- und längerfristig geeignete Maßnahmen zur Senkung der Futterkosten zu mobilisieren.

Eine gute Futterverwertung gilt als maßgeblicher Erfolgsfaktor in der Schweinemast. Tabelle 2 zeigt die positive Wirkung der Futterverwertung auf ein effizientes Mastmanagement. Bei einer guten Futterverwertung kann die Anzahl der Umtriebe erhöht werden, Futter- und damit Direktkosten je Schwein werden reduziert. Bei einer sehr guten Futterverwertung sind die Indexpunkte in der Regel höher, da sie das optimale Schlachtgewicht haben. Außerdem zeigt die Tabelle, dass mit gesunden Tieren bessere Leistungen erzielt werden können. Schweinen, die gut fressen und das Futter effizient verwerten, geht es erkennbar auch gut.

Impfkonzepte tragen

Jüngste Mastauswertungen aus dem Rheinland zeigen Tierverluste von unter 2 %. Die Betriebe haben ihre Impfkonzepte und ihr Management verbessert. Sinkende Tiergesundheitskosten in der Schweinemast haben sich auch durch die Zunahme der Impfungen in den Ferkelerzeugerbetrieben ergeben. Daran ist auch in Perioden knapper Kassen festzuhalten. Bekannte, feste Ferkelherkünfte mit klaren Einstallkonzepten und Hygieneprogrammen liefern eine zuverlässige Grundlage für gesunde Mastbestände. Die Reduzierung der Verluste in der Schweinemast wirkt spürbar kostensenkend.

Grundsätzlich sollte in der Schweinemast eine Mehrphasenfütterung bevorzugt werden. Nur hierüber kann eine optimale Anpassung der Energie- und Nährstoffversorgung an den Bedarf annäherungsweise gelingen. Auch auf technologiespezifische Faktoren oder die Art der Mischfutter- bzw. Rationsbestandteile, welche die Höhe der Futteraufnahme beeinflussen können, sollte geachtet werden. Solche Faktoren sind zum Beispiel der optimale Trockenmasse-Gehalt bei Brei- und Flüssigfütterung, Tier:Fress- platz-Verhältnis in Abhängigkeit vom Fütterungsverfahren oder Anteile von Fütterungskomponenten, die geschmackswirksam oder antinutritiv wirken können. Bei alledem ist der Austausch mit dem Fütterungsberater/der Fütterungsberaterin hilfreich.

Zunahmeniveau wichtig

Zum Fütterungsmanagement zählt auch die regelmäßige, bedarfsdeckende Wasserversorgung, Einhaltung von Grundstandards der Futtermittelhygiene, Vermeidung von Futterwechsel sowie von stark puffernden oder gar schädlichen Stoffen. Zum systematischen Futtercontrolling gehört beim Eigenmischer eine planmäßige und umfassende Futteruntersuchung. Sie dient einer fundierten Rationsberechnung und -gestaltung. Zur Absicherung der Futterqualität von Mastfutter empfiehlt sich die Untersuchung auf Keime bzw. Mykotoxine.

Tabelle 3 stammt von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft. Sie zeigt den Futteraufwand abhängig vom Fütterungsverfahren und Zunahmeniveau und macht die Einsparpotenziale deutlich.

Gegebenenfalls kann es durch den Austausch von Komponenten in den Mastrationen ein Einsparpotenzial geben. Als Beispiel sei der Einsatz von Roggen anstelle von Weizen genannt. Roggen ist eine hochwertige Getreideart, verbunden mit Vorteilen in Sachen Tiergesundheit. In den typischen Roggenanbaugebieten wurde er schon immer an fast alle Tierarten in zum Teil hohen Rationsanteilen verfüttert. Zwar sind andere Futterkomponenten im Sog der gestiegenen Weizennotierungen auch deutlich teurer geworden, ggf. lohnt ein Vergleich und Austausch der Getreidearten bei einem Preisunterschied von 2 €/dt Futter.

Erfolgsbeeinflussend ist in der Erzeugerkette Sauenhaltung/Schweinemast die gezielte Auswahl des Besamungsebers sowie der Sauenherkunft. Besamungs- und Vermarktungsorganisationen unterstützen die Kunden beim passgerechten Einsatz der leistungsgeprüften Vatertiere. Dabei ist zu berücksichtigen, welche Anforderungen die Mäster an die Ferkel stellen, welche Fütterungssysteme in den einzelnen Produktionsstufen praktiziert werden und welche Leistungserwartungen – auch unter dem anhaltenden Kostendruck – bestehen. Daraus lassen sich der Herkunft angepasste Futterpläne ableiten.

Potenzial Vermarktung

Ein beträchtliches Optimierungspotenzial liegt nach wie vor bei vielen Betrieben in der Schlachtschweinevermarktung. Die Tiere wachsen naturgemäß auseinander. In gesunden Beständen ist die Spreizung niedriger. Es gilt immer, den Anteil übergewichtiger Tiere in der Verkaufspartie zu minimieren. Diese weisen eine schlechtere Futterverwertung und steigende Futterkosten auf, da sie einen höheren Erhaltungsbedarf haben. Der optimale Gewichtskorridor kann je nach Betrieb/Genetik stark variieren. Zwischen der Abrechnung nach Magerfleischanteil (MFA) und einer Vermarktung nach Indexpunkten (IXP) bestehen auch Unter-schiede.

Um das jeweils optimale Gewicht zur Ausstallung stets im Blick behalten, gilt das Wiegen der Tiere als effiziente Maßnahme. Diese dient der Kontrolle der Zuwachs- und Futterkurve und der Identifizierung des Auseinanderwachsens.

Die zur Zeit extremen Preise für Ferkel- und Mastfutter beeinflussen das optimale Schlachtgewicht. Eine pauschale Empfehlung für ein optimales Gewicht kann nicht gegeben werden, da es von der angewandten Maske abhängt und von den Produktionskosten. Jeder Betrieb sollte sein optimales Schlachtgewicht für seine Situation kennen.

Ferkel leichter kaufen

Die Grafik zeigt beispielhaft den Verlauf von Erlösen und Futterkosten in Abhängigkeit vom Schlachtgewicht. Deutlich wird, bis zu welchem Gewicht die Mastschweine für den bestmöglichen Verkaufserlös gemästet werden sollten. Unter den dargestellten Bedingungen gibt es hier einen engen Gewichtskorridor für eine positive Erlössituation. Bei den aktuellen Konstellationen von Notierung und Futterkosten geht es eher darum, den Verlust möglichst gering zu halten. Je höher die Notierung ist, desto höher sind auch die Abzüge bei Übergewichten (Kasten).

Das Schlachtgewicht sollte in der gegenwärtigen Marktsituation in der Regel unbedingt um 90 bis 94 kg Schlachtgewicht liegen. Kein Schwein sollte über 100 kg Schlachtgewicht gefüttert werden! Das erspart den Mästern teure Abzüge und Futterkosten. Zugleich sollte überlegt werden, die Ferkel 2 bis 3 kg leichter einzukaufen, das schafft auch Entlasung bei den Ferkelerzeugern.

Fazit

  • Wer heute Mastschweine einstallt, muss alles optimieren.
  • Dann kann der Durchgang eventuell schwarze Zahlen schreiben.
  • Teuerster Produktionsfaktor ist Futter. Das gilt heute mehr denn je.
  • Oberstes Ziel ist die Verbesserung der Futterverwertung.
  • Übergewichtige Schlachtschweine müssen unbedingt vermeiden werden.
  • Bei der Konstellation hohe Notierungen/extrem hohe Futterpreisen kosten Maskenabzüge richtig Geld.
  • Mäster sollten Ferkel leichter einstallen - auch für die Ferkelerzeuger.

Hohe Schlachterlöse = hohe Abzüge

  • 1,20 € Basispreis x 105 kg SG x 1 IXP = 126,00 €
  • 1,20 € Basispreis x 105 kg SG x 0,956 IXP = 120,45 €

- 5,55 €


1,85 € Basispreis x 105 kg SG x 1 IXP = 194,25 €
1,85 € Basispreis x 105 kg SG x 0,956 IXP = 185,70 €


- 8,55 €

SG=Schlachtgewicht, IXP= Indexpunkte

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