Moralsäue: Es ist nicht alles schwarz oder weiß

Für mich ist das Hatespeech. Denn es ist beileibe nicht alles schwarz oder weiß auf dieser Welt. Wie ist das eigentlich mit der Blatt- oder Rufjagd? Ist das nicht auch verwerflich, den hormonferngesteuerten Bock, der sich ja quasi faktisch auch in einer (genetischen) Zwangslage befindet, so fies zu überlisten? Die Anwendung einer Salzlecke: Quasi „Kartoffelchips“ fürs Wild- und der Apfeltrester: So verführerische Vitamine in karger Zeit.... ist das nicht auch hinterfotzig?

Die Ansitzjagd allgemein: Ein Heckenschütze, perfekt getarnt und quasi unsichtbar auf seiner isolierten Abschussrampe sitzend und aus dem Hinterhalt meuchelnd...? Pfui Teufel - KÖNNTE da einer sagen. Und wie ist das mit dem Fuchs im Winter bei hoher Schneelage, das ihm sein täglich Brot (äh - Maus) unerreichbar macht? Ist da der Luderplatz nicht sogar noch mehr ein „Zwangswechsel“ als das Wasserloch bei ein bisschen Sommertrockenheit? A propos „Zwangswechsel“: Ist dann nicht auch der traditionelle Gamsriegler, wie ihn schon die bayerisch-königlichen Hoheiten praktizierten, moralisch verwerflich, wenn die hochgemachten Gams auf bekannten Wechseln in die sicheren Steilhänge abgepasst und „niedergeknallt“ werden.

Jaja, so ist das. Wenn man mit dem Finger auf andere zeigt, deuten drei Finger auf einen selber. Da ließen sich noch einige Beispiele mehr finden.

Richte nicht, damit Du nicht gerichtet wirst. Wer ohne Sünde sei, der werfe den ersten Stein. Man kann über Moral reden, man kann ethische Fragen stellen, man kann auch sagen, warum dieses oder jenes für einen selber nicht in Frage kommt, aber man sollte sich tunlichst verkneifen den Stab über anderen zu brechen, bzw. diese mit beleidigenden und ehrabschneidenden Attributen zu betiteln, nur weil die anders denken. Das sind einfach nur noch schlechte Manieren. Der Weg zum „Und willst Du nicht mein Bruder sein, so schlag ich Dir den Schädel ein.“ ist dann nicht mehr weit.