Herbstspaziergang im Naturgarten

Wenn die Tage kürzer werden und das Licht den Morgen durch Nebelschleier begrüßt, wird es ruhig im Naturgarten. Während die Gartenarbeit auf der anderen Seite des Zauns noch Hochsaison hat, streife ich durchs feuchte Gras und bewundere die glitzernden Tautröpfchen im filigranen Werk der Radnetzspinne. Der Wind treibt ein paar bunte Blätter vor sich her; die Luft ist kühl, sie riecht nach Laub und Erde. Nachdem der Sommer mit seiner Blütenfülle sich endgültig verabschiedet hat, gibt es draußen nicht mehr viel zu tun und der Garten gehört wieder ganz sich selbst.

Im Herbst lasse ich es langsam angehen. Wenn man nicht alles, was trocken und braun geworden ist, sofort entfernt, profitiert davon nicht nur die Natur. So manche welke Blüte erwacht, vom Morgentau benetzt, zu neuer Schönheit. Das goldbraun verfärbte Laub der Gräser wiegt sich im Wind, duftende Rosenblüten haben sich in rotglänzende Hagebutten verwandelt und das satte Grün der Blätter nimmt warme Farben an. Eine Schicht aus Laub bedeckt den Boden und wird vom ersten Novemberfrost mit glitzernden Kristallmustern überzogen. Der Naturgarten muss nicht „winterfest“ gemacht werden. Wenn der Herbst einzieht, erwacht in ihm der Zauber der Vergänglichkeit.