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RATGEBER

Notreife: So stellen sie den Mähdrescher optimal ein

Die Trockenheit führte mancherorts dazu, dass das Getreide notreif geworden ist. Beim Ernten dieser Bestände kommt es darauf an, den Mähdrescher richtig einzustellen. Gibt es deutliche Abreifeunterschiede kann es sich lohnen, zeitversetzt zu dreschen.

Das feucht-kühle Frühjahr hat viele Getreidebestände in der Hauptwachstumszeit verwöhnt. Doch ab Mitte Mai – gerade in der Kornfüllungsphase – fehlte Regen, sodass auf schwächeren Standorten die Ährenspitzen nicht mehr voll bekörnt wurden. Kräftiger Wind trocknete die Böden zusätzlich aus. Auf leichteren Standorten gab es daher schon Mitte Juni notreife Bestände in Deutschland. Beim Ernten dieser Bestände und Einstellen des Mähdreschers gilt es, einiges zu beachten.

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Zeitversetzt dreschen

Wenn die Grün- in die Gelbreife übergeht, können Sie die Abreife der Bestände und Schlagteile gut einschätzen und die Reihenfolge des Drusches schon im Voraus besser präzisieren.

Bei Trockenheit und Notreife zeigt sich jeder Bodenpunkt: Schlagteile auf schwächeren Standorten reifen sichtbar schneller ab. Bei größeren Schlageinheiten, die sich in der Abreife deutlich unterscheiden, kann sich ein zeitversetzter Drusch hinsichtlich Ertrag, Qualität und Druschverluste lohnen.

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Auf das Stroh achten

Auch wenn die Körner in den Ähren förmlich „weggebrannt“ sind, ist das Stroh oft noch zähe und elastisch. Es fehlt die natürliche Abreifephase mit einhergehendem Zermürbungsprozess. Dies sollte bei der Druschintensität beachtet werden. Die einfache und bewährte Strohverdrehprobe gibt schnell Aufschluss.

Bei natürlich gereiftem Getreide lockern sich die Körner im Verlaufe des Zermürbungsprozesses und lassen sich relativ gut aus der Ähre lösen. Notreife und kleine Körner dagegen, sitzen sehr fest in den Ährenspindeln, daher ist eine höhere Dreschwerksintensität nötig.

Um die Reibwirkung und den Ausdrusch zu erhöhen, können Sie beim Korb den Dreschspalt in Millimeterschritten verengen. Es entsteht dabei nicht so viel Kurzstroh, welches die Abscheidung behindert. Bei unzureichendem Erfolg wird auch die Trommel- bzw. Rotordrehzahl in Schritten von 30 U/min erhöht. Auf die Ähren wird intensiver eingewirkt, die ausgedroschenen Körner werden stärker beschleunigt und besser abgeschieden.

Die Drehzahlen sollten sie so lange erhöhen, bis der Ausdruschgrad in Ordnung ist bzw. der Bruchkornanteil im Bunker steigt. Manche Fahrer stellen „von oben nach unten“ ein: Sie senken solange die Drehzahlen, bis Ausdruschverluste kommen. Bei Zwiewuchs beginnen Sie damit, die Trommel- bzw. Rotordrehzahl zu erhöhen. Damit der austretende Zellsaft aus dem zwiewüchsigen Stroh mit dem sogenannten Fegeeffekt schneller aus dem Dreschwerk abgeführt wird, sollte der Korb bei zu starkem Zwiewuchs nicht zu eng eingestellt werden.

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Ausdruschgrad prüfen

Wenn sehr fest sitzende Kümmerkörner in den Ährenspitzen nur mit einem Vielfachen an Bruchkorn auszudreschen sind, sollten Sie immer den Nutzen abwägen. Bei Notreife ist ein höherer Ausdruschverlust von Kümmerkörnern in den Spitzen tolerierbar.

Bei Schwadablage lässt sich der Ausdruschgrad leicht überprüfen: Hierfür können Sie 50 bereits ausgedroschene Ähren im Schwad auf nicht ausgedroschene Körner nachreiben – ein bis drei Körner sind tolerierbar. Handelt es sich um kleine Kümmerkörner, kann durchaus in jeder zehnten Ähre ein Kümmerkorn zu finden sein.

Bei Unsicherheit hinsichtlich der Ausdruschverluste sollten Sie den Häcksler kurz ausschalten, um die Verluste im Schwad zu überprüfen. Das Schwad kann im Anschluss wieder aufgenommen werden. Auch bei einem Schnellstopp kann der Ausdruschgrad anhand des Reststrohs auf dem Schüttler überprüft werden.

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Schneller fahren

Übersteigen die nicht ausgedroschenen Ähren im Schwad die Toleranzschwelle, können Sie zunächst versuchen, schneller zu fahren. Damit gelangt mehr Material in das Dreschwerk und es erhöht sich der Gegendruck, der zu mehr Druschintensität führt. Zusätzlich können Sie auch hier schrittweise die Korbspaltweite verengen und die Trommel- bzw. Rotordrehzahl erhöhen. Führt das nicht zum Erfolg, aktivieren Sie noch den Entgranner. Auch eine zusätzliche Korbleiste, die sich bei manchen Typen zuschalten lässt, macht den Drusch intensiver. Befinden sich nicht ausgedroschene Ähren im Bunker, können Sie zunächst das Untersieb etwas schließen, um die Ähren bzw. Ährenspitzen zur Überkehr zum Nachdrusch zu schicken. Achten Sie beim doppelten Rundlauf jedoch immer auf Bruchkorn.


Geriffelte Reibeinsätze sollten nur in Ausnahmefällen eingesetzt werden, sie arbeiten zwar aggressiver, erzeugen aber auch mehr Bruch und Kurzstroh. Reicht die Maßnahme nicht aus, versuchen Sie es in der Reihenfolge mit höherer Dreschwerksintensität, mit besserer Dreschwerksfüllung durch schnelleres Fahren und letztlich mit dem Zuschalten des Entgranners.

Moderne Mähdrescher zeigen die Überkehrmenge bzw. deren Zusammensetzung in Informationssystemen an. Wichtig ist, dass die Überkehr mit unausgedroschenen Ähren beschickt wird und sich nur wenige bereits ausgedroschene Körner im Gut befinden. Denn die Überkehr hat einen hohen Einfluss auf den Bruchkornanteil und Kurzstroh. Zu viele Körner in der Menge regulieren Sie mit der Öffnung der Untersiebweite und /oder mit der Schließung der Obersiebe.

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Nicht überstrapazieren

Generell soll die Überkehr nicht mehr als notwendig strapaziert werden. Sie ist ein willkommener Helfer, aber kein Dreschwerk. Ist die Überkehr mit nicht ausgedroschenen Ähren überfüllt, beginnt die Einstellarbeit immer mit der Intensivierung des Dreschwerks. Sind zu viele Nichtkornbestandteile (NKB) in der Überkehr, beginnt sie am Gebläse.

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Gebläse einstellen

Der Spelzenanteil ist im Verhältnis zu den notreifen, kleineren Körnern höher. Zu viele Spelzen und Kurzstroh landen dann oft im Bunker. Hier ist die richtige Einstellung von Gebläse und Sieben entscheidend. Trotz Kleinkörnigkeit sollten die Untersiebe nicht zu eng eingestellt werden. Es empfiehlt sich, zuerst die Gebläsedrehzahl um 10 bis 20 % zu erhöhen. Dadurch wird mehr Luftvolumen an den Sieben erzeugt, aber die Luftgeschwindigkeit begrenzt. Dies führt zu einer höheren Abscheidemenge der Nichtkornbestandteile, ohne die Körner zu überblasen. Bringt das nicht den gewünschten Erfolg, wird schrittweise auch das Obersieb um 2 mm und das Untersieb um 1 mm geschlossen.

Werden kleine Körner ausgeblasen, sollten Sie zunächst die Ober- wie die Untersiebe schrittweise um 1 mm öffnen, was den Winddruck verringert. Reicht diese Maßnahme nicht aus, wird auch die Gebläsedrehzahl in Schritten von 30 bis 50 U/min gesenkt. Bei notreifem Getreide und Raps entsteht im Dreschwerk ein hoher Kurzstrohanteil. Dieser „Mulm“ behindert eine effiziente Abscheidung. Der Besatz im Bunker steigt, die Schüttler/ Rotor- sowie Reinigungsverluste sind höher. Bei einem Kurzstrohproblem, geht es um einen sanfteren Drusch. Entgranner sind nur bei Ausdruschproblemen einzusetzen. Eine zügige Fahrweise fördert eine gute Füllung im Dreschwerk. Das erhöht die Eigenreibung der Schoten und Ähren und intensiviert die Druschintensität auf schonende Weise.

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Sanfter dreschen

Versuchen Sie, die Gutmenge im Dreschwerk so sanft wie es der Ausdrusch zuläßt, zu behandeln. Die Trommel- bzw. Rotordrehzahlen sollten Sie unter Kontrolle der Ausdruschverluste senken. Bei Hybridmaschinen können die Rotorklappen teilweise geschlossen werden, um den Kurzstrohanteil auf den Obersieben zu begrenzen.

Ist ein Vorsieb vorhanden und verstellbar, wird es enger gestellt, in etwa auf das Maß vom Untersieb bzw. einen Millimeter enger. Denn die Gutmenge, welche vom Vorsieb abgeschieden wird, gelangt ohne Umwege in den Bunker.

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Verluste überprüfen

Messen Sie die Verluste. Das ist umso wichtiger, wenn die Bestandesbedingungen stark von der „Normalität“ abweichen. Leichte, notreife Körner können einen geringen Verlust vortäuschen, umgekehrt können zum Beispiel Kurzstrohanteile oder Halmknoten hohe Verluste signalisieren. In der Verlust-App „Feiffer Grain“ können Sie das Tausendkorngewicht (TKG) an die notreifen Bedingungen anpassen und die Verlustanzeige kalibrieren. So arbeiten Sie am akzeptierten Verlustniveau und unterliegen nicht der Gefahr unkontrollierter Verluste.

Jedoch ist zu beachten, an welcher Stelle die Verluste geprüft werden. Spreuverteiler schleudern die Körner weiter nach außen, während Rotoren die Verlustkörner verstärkt in die Drehrichtung werfen. Deshalb sollten Sie die Verluste an mehreren Stellen hinter und neben dem Mähdrescher prüfen. Bedenken Sie außerdem die wechselnden Aufwuchsbedingungen bei notreifen Beständen mit großen Ertragsunterschieden auf engerem Raum. Auch hier lohnen sich Wiederholungsmessungen, um einen reellen Wert zu erzielen.

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Probieren ist angesagt

Unter normalen, guten Bedingungen kommen Sie mit einer Modifizierung der vorgegebenen Standardwerte ganz gut zurecht. Doch sobald es schwierig wird, gibt es keine Patentrezepte. Zwar gibt es bewährte Regeln zur Reihenfolge der Einstellschritte, aber dennoch ist Probieren angesagt. Manchmal funktionieren auch ungewöhnliche oder entgegengesetzte Maßnahmen.

Arbeiten Sie die Einstellveränderungen Schritt für Schritt ab, um die Auswirkung der einzelnen Maßnahmen beurteilen zu können.

FAZIT

  • Bei deutlichen Abreifeunterschieden eines Schlages kann sich ein zeitversetzter Drusch hinsichtlich Ertrag und Qualität lohnen.
  • Sitzen die Körner sehr fest in den Ährenspindeln, ist eine höhere Dreschwerkintensität nötig.
  • Bei Notreife ist ein höherer Ausdruschverlust von Kümmerkörnern tolerierbar.
  • Übersteigen die nicht ausgedroschenen Ähren im Schwad die Toleranzschwelle, können Sie versuchen, schneller zu fahren.
  • Landen zu viele Getreidespelzen im Korntank, erhöhen Sie zunächst die Gebläsedrehzahl.
  • Es gibt kein Patentrezept. Probieren Sie aus: Manchmal funktionieren auch ungewöhnliche Maßnahmen. 
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