Ein Schmetterling setzt auf Tarnen und Verstecken

Ein Trieb an einem Stämmchen in einer Roteichenkultur schwächelt und wirkt absterbend, was mich verwundert, da die anderen Exemplare und Triebe völlig vital sind. Bei näherer Betrachtung fällt ein Loch an dem Trieb ins Auge. Neugierig und auf der Suche nach der Ursache schneide ich den Ast auf und es kommt ein Gangsystem zum Vorschein. Hier miniert jemand den rund ein Zentimeter dicken Trieb und hat ihn schon fast vollständig ausgehöhlt.

Schließlich erscheint eine gelb-orange Raupe mit dunklem Kopf und Nackenschild und schwarzen Warzen. Meine erste Vermutung, dass es sich hier vielleicht um den gefährlichen „Asiatischen Laubholzbockkäfer (ALB)“ handelt – eine invasiven Art, die als Quarantäne-Schadorganismus eingestuft ist – hat sich gottlob nicht bestätigt. Die Larve des ALB ist bockkäfertypisch weiß und beinlos.

Hier handelt es sich vielmehr um das „Blausieb“, auch „Kastanienbohrer“ genannt. Es ist ein nachtaktiver großer weißer Schmetterling mit regelmäßigen Mustern aus blauschwarzen Flecken, der im Juni bis August Eier an die Triebe vieler möglicher Baumarten ablegt; er ist also nicht wirtspezifisch. Die Larven bohren sich in die Triebe und brauchen bis zur Verpuppung zwei Jahre.

Nennenswerte Schädigungen werden von Obstplantagen und Baumschulen erwähnt, während er im normalen Forstbetrieb in der Regel nicht bekämpfenswert erscheint.